Inhaltszusammenfassung:
Hintergrund
Die Zunahme multiresistenter Erreger macht einen rationalen Umgang mit den verfügbaren antibiotischen Wirkstoffen unabdingbar. Eine bereits etablierte Möglichkeit ist die Implementierung von Antibiotic-Stewardship Programmen (ABS). Diese sind bei Erwachsenen gut evaluiert. Die Datenlage in Kinderkliniken der Grundversorgung ist jedoch noch unzureichend.
Verbrauchsdaten von Antibiotika werden in pädiatrischen Studien mittels „Days of therapy“ (DOT) bestimmt. Ein DOT entspricht einem Verordnungstag eines Wirkstoffes. Die gesamte Therapiedauer wird als „Length of therapy“ (LOT) dargestellt.
Fragestellung
Kann durch die Implementierung klinikinterner Leitlinien und Schulungen für ausgewählte Infektionskrankheiten sowie die Einführung einer Pocketcard und regelmäßiger infektiologischer Visiten die Leitlinienadhärenz gesteigert werden? Wie wirkt sich eine solche Intervention auf die Verbrauchsdaten antibiotischer Wirkstoffe aus?
Material und Methoden
Im jeweils ersten Quartal des Jahres 2017 und des Jahres 2018 werden alle Verordnungen antibiotischer Wirkstoffe auf den Nicht-Intensiv-Stationen einer allgemeinpädiatrischen und neonatologischen Kinderklinik erfasst und ausgewertet. Hauptzielgröße ist die Leitlinienadhärenz für Pneumonie, Meningitis, Tonsillitis, Harnwegsinfektionen und akute Otitis media.
Im Juli 2017 wird mit Schulungen, einer Pocketcard und klinikinternen Leitlinien eine Intervention gesetzt. Nebenzielgrößen sind die Verbrauchsdaten (DOT, LOT) der einzelnen Wirkstoffe.
Ergebnisse
Mit der Implementierung des ABS-Programmes konnte eine statistisch signifikante Zunahme der Leitlinienadhärenz von 33% auf 63% sechs Monate nach Intervention beobachtet werden. Die Anzahl der DOT von Cephalosporinen nahm signifikant ab (-60%). Im Gegenzug nahm die Anzahl der DOT von Aminopenicillinen signifikant zu (+120%).
Weder vor noch nach der Intervention kam es zu Todesfällen im Beobachtungszeitraum.
Diskussion
Es gibt bisher kaum publizierte Daten zu ABS-Programmen an nicht-universitären Kinderkliniken.
Diese Arbeit zeigt die deutliche und signifikante Verbesserung der Leitlinienadhärenz durch ein ABS-Programm bei pädiatrischen Patienten.
Mit der Intervention konnte der Verbrauch von Cephalosporinen der zweiten Generation signifikant reduziert werden. Dies ist in Hinblick auf die Selektion von multiresistenten Erregern (wie Vancomycin-resistente Enterokokken) relevant. Limitiert ist diese Studie durch den kurzen Beobachtungszeitraum und das unizentrische Design. Dennoch belegt sie die Effektivität von ABS-Programmen an einer Kinderklinik der Basisversorgung.