Inhaltszusammenfassung:
Kardiovaskuläre Erkrankungen stellen trotz großer Fortschritte noch immer ein großes Gesundheitsproblem der Menschheit dar. Sanken die Mortalitätsraten seit Mitte des 20. Jahrhunderts, so sind dennoch etwa ein Drittel aller Todesfälle in Deutschland durch Herz-Kreislauferkrankungen verursacht [3, 5, 7]. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit, das vorhandene Wissen über Entstehung, Prävention und Therapie kardiovaskulärer Erkrankungen weiter auszubauen. Als bedeutende Vertre-ter dieser Erkrankungsgruppe sind der ischämische Schlaganfall sowie die koronare Herzerkrankung mit seiner, bezogen auf die Mortalität, wichtigsten Ausprägung, dem akuten Koronarsyndrom zu nennen [3, 178]. Gemeinsame pathophysiologische Grundlage dieser Erkrankungen bildet die Atherosklerose. Eine Vielzahl an Zellen, Mediatoren, Zytokinen sowie Rezeptoren und Pathways orchestrieren deren Pathogenese, welche sich in einem ständigen Fluss zwischen Progression und Regression, Proinflammation und Antiinflammation befindet.
Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel, den Aufbau intrakoronarer Thromben, deren Zellzusammensetzung sowie Variabilität und ggf. Funktion, genauer zu beleuchten, um dadurch neue Einsichten in die Prozesse zu erhalten, welche nach Plaqueruptur bei der Ausbildung von Thromben in den Koronarien ablaufen. Dazu wurden die Thromben von insgesamt 32 Patienten, welche aufgrund eines akuten Myokardinfarkts eine perkutane Koronarintervention erhielten, aspiriert und anschließend kultiviert. Bei entsprechender Größe konnten in der Hälfte der Fälle zusätzlich histolo-gische Untersuchungen durchgeführt werden. Gleichzeitig wurden verschiedene klinische Daten des Studienkollektives gesammelt und analysiert.
Es wurden Auswertungen hinsichtlich der Symptompersistenz, welche durch das Zeitintervall von Beschwerdebeginn bis Reperfusionsbehandlung definiert wurde, angestellt. Hier zeigte sich ein proportionaler Anstieg der initialen Troponinwerte mit zunehmender Symptomdauer, weiter zeigten sich signifikante Unterschiede bezüglich der ACS Subgruppe. Die Auswertung der Zellkultur erfolgte nach rein morphologischen Kriterien. Es konnten verschiedene Zellarten wie etwa Erythrozyten, Monozyten, Makrophagen oder Schaumzellen sowie nicht näher klassifizierbare (möglicherweise noch undifferenzierte) Zellen beobachtet werden. Die Migration sowie Proliferation der enthaltenen Zellen waren zwischen den jeweiligen Kulturen heterogen. Es zeigten sich Unterschiede bezüglich des Zeitpunktes des mittleren Zellzahlmaximums sowie der Anzahl an nicht klassifizierbaren Zellen und Monozyten. In der histologischen Untersuchung waren Unterschiede in der Zellkomposition der Thromben ersichtlich. Diese folgten vier distinkten Mustern in Bezug auf die vorherrschenden Zellentitäten und andere Thrombusbestandteile, welche Hinweise auf das Thrombusalter liefern könnten. Signifikante Unterschiede, bezogen auf die Zeit der Symptompersistenz der Studienteilnehmer, ergaben sich jedoch nicht.
Insgesamt zeigte sich, dass koronare Thromben vitale Gebilde mit einer Vielzahl von Zellentitäten darstellen, deren gegenseitige Beeinflussung komplex und variabel zu sein scheint. Die Dauer der Symptompersistenz lässt keine eindeutigen Rückschlüsse auf das Alter der Thromben zu, da bereits subklinisch thrombotische Ereig-nisse möglich sind [10, 12-14]. Über die Komposition der koronaren Gerinnsel lässt sich deren Alter mit einer gewissen Ungenauigkeit bestimmen [121]. Zellarten, welche in der vorliegenden Arbeit morphologisch und immunhistochemisch bestimmt werden konnten, waren neben Erythrozyten und Thrombozyten vor allem mononukleäre Zellentitäten, wie Monozyten oder Makrophagen und Schaumzellen, aber auch morphologisch undifferenzierte Zellen. Letzteres scheint besonders für regenerative Prozesse interessant, welche spannende Ansätze zukünftiger Forschung bieten könnten.