Inhaltszusammenfassung:
Die Kernmerkmale für die Diagnose einer Parkinsondemenz (PDD) sind offensichtliche Probleme in der selbstständigen Bewältigung des Alltags und die progrediente kognitive Leistungsabnahme. Die Einschränkungen in den Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL) müssen für eine PDD-Diagnose primär durch kognitive Dysfunktionen verursacht sein. Aufgrund der Parkinson-spezifischen motorischen Symptome ist die Differenzierung kognitiver und motorischer Anteile an der ADL-Dysfunktion für Patienten und deren Angehörigen eine Herausforderung. Oftmals sind deren Angaben subjektiv und beeinflusst von Störfaktoren wie beispielsweise die Motorik oder die depressive Stimmung. Daher sind valide Messinstrumente zur Erfassung der ADL-Funktion erforderlich. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es verschiedene leistungsbasierte Tests und physische Verhaltensparameter, gemessen im häuslichen Umfeld, bei Parkinson-Patienten zu evaluieren; diese könnten einen Beitrag zur Objektivierung kognitiv assoziierter Alltagseinschränkungen im Prodromal- und symptomatischen Stadium der PDD leisten. Im ersten Teil konnte zeigt werden, dass sowohl der “Erlangen Test of Activities of Daily Living” (E-ADL) als auch der „Erlangen Test of Activities of Daily Living with Mild Dementia or Mild Cognitive Impairment“ (ETAM) reliable, leistungsbasierte Tests sind, die ADL-Dysfunktionen bei Parkinson-Patienten messen. Der E-ADL zeigte sich besonders sensitiv für grundlegendere ADL-Einschränkungen bei PDD-Patienten (Sensitivität: 67%, Spezifität: 77%); allerdings konnten ADL-Dysfunktionen bei Parkinson-Patienten mit leichten kognitiven Einschränkungen (PD-MCI) nicht detektiert werden. In einer weiteren Studie dieser Dissertation konnte belegt werden, dass der ETAM bei fast einem Drittel aller PD-MCI-Patienten (29.2%) leichte instrumentelle ADL-Beeinträchtigungen identifizieren kann. Die Gesamttestleistung im E-ADL und ETAM war statistisch bedeutsam mit der kognitiven Funktion korreliert, während die motorische Symptomausprägung nur einen geringen Einfluss auf die Testleistung hatte. Insgesamt sprechen die Ergebnisse dafür, dass der E-ADL und ETAM objektive Verfahren sind, um kognitiv assoziierte ADL-Einschränkungen bei Parkinson-Patienten in der klinischen Routine zu messen. Im zweiten Teil dieser Arbeit wurde das sedentäre Verhalten (Liegen und Sitzen) im häuslichen Umfeld anhand von Akzelerometern als indirektes Maß für die ADL-Funktion bei Parkinson-Patienten untersucht. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass PDD-Patienten ein erhöhtes sedentäres Verhalten zeigen im Vergleich zu nicht-dementen Parkinson-Patienten. Des Weiteren wurde im Rahmen einer Langzeitstudie herausgefunden, dass sedentäres Verhalten im Verlauf negative Auswirkungen auf die Gesundheit und Mortalität zu haben scheint. Dieser Effekt wurde besonders deutlich in der Kombination mit kognitiven Einschränkungen. Zusammenfassend scheint das sedentäre Verhalten deutlich mit den kognitiven Fähigkeiten der Parkinson-Patienten assoziiert zu sein und den daraus resultierenden gesundheitlichen Verschlechterungen. Insgesamt deuten die Ergebnisse der Dissertation darauf hin, dass quantitative Verfahren einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des Verständnisses bezüglich kognitiv assoziierter ADL-Beeinträchtigungen bei Parkinson-Patienten leisten können.