Inhaltszusammenfassung:
Der SWAL-QOL ist ein weitläufig genutztes Instrument zur Messung der schluckbezogenen Lebensqualität mit vergleichsweise herausragenden psychometrischen Eigenschaften. Eine interkulturell adaptierte und validierte deutsche Version war bisher nicht verfügbar. Ziel dieser Studie war es, den SWAL-QOL nach international anerkannten Richtlinien zu übersetzen und die psychometrischen Eigenschaften der neuen deutschen Version systematisch aufzuzeigen. Der englische SWAL-QOL wurde nach den Richtlinien von Sousa und Rojjanasrirat übersetzt, kulturell adaptiert und auf Verständlichkeit getestet (1. Durchlauf n = 45 Patienten mit Dysphagie, 2. Durchlauf n = 22 Patienten mit Dysphagie). Daraufhin wurden die psychometrischen Eigenschaften der neuen deutschen SWAL-QOL-Version (G-SWAL-QOL) anhand von 103 Patienten mit Dysphagie und 55 gesunden Kontrollen untersucht. Für die Einschätzung der Konstruktvalidität wurde (i) eine Hauptkomponentenanalyse zur Dimensionalitätserfassung durchgeführt, (ii) die konvergente und die diskriminante Validität mithilfe des M. D. Anderson Dysphagia Inventory (MDADI-D) und des Short Form 36 (SF 36) abgeleitet und (iii) die Diskriminierungsfähigkeit des Fragebogens durch Gruppenvergleiche untersucht. Weiterhin wurde die Kriteriumsvalidität durch Korrelationen mit der Symptomstärke eingeschätzt. Um die Reliabilität des G-SWAL-QOL zu beurteilen, wurden die interne Konsistenz und die Retest-Reliabilität (n = 20 Patienten mit Dysphagie) untersucht.
Alle Items des G-SWAL-QOL waren verständlich, mit Ausnahme eines Items (Item #29), welches daraufhin überarbeitet wurde. In der Hauptkomponentenanalyse konnten drei dem G-SWAL-QOL unterliegende Konstrukte extrahiert werden: schluckbezogene Lebensqualität, allgemeine gesundheitsbezogene Lebensqualität und kommunikationsbezogene Lebensqualität. Weiterhin konnte konvergente Validität durch moderate bis hohe Korrelationen mit dem MDADI-D (Rangkorrelation nach Spearman [rs] 0.36 – 0.88) und durch schwache bis moderate Korrelationen der eher allgemein gehaltenen G-SWAL-QOL-Subskalen mit dem SF-36 (rs 0.34 – 0.63) abgeleitet werden. Diskriminante Validität konnte durch die Abwesenheit von Korrelationen sehr dysphagiespezifischer G-SWAL-QOL-Subskalen mit dem SF-36 abgeleitet werden. Der G SWAL-QOL konnte zwischen der Patientengruppe und der gesunden Kontrollgruppe unterscheiden (p < 0.001) und war zudem sensitiv bezüglich unterschiedlicher Nahrungskonsistenzlimitationen. Kriteriumsvalidität konnte durch schwache bis moderate Korrelationen mit der Symptomstärke (rs 0.34 – 0.56) abgeleitet werden. Reliabilität konnte durch gute interne Konsistenz (Cronbachs Alpha [α] > 0.7 für alle Subskalen mit Ausnahme der Subskala Eating Desire [α = 0.69]) und Retest-Reliabilität (rs ≥ 0.68 für alle Subskalen; Intraklassen-Korrelation ≥ 0.81 für alle Subskalen) aufgezeigt werden.
Zusammenfassend stellt der G-SWAL-QOL ein umfassendes Messinstrument mit soliden psychometrischen Eigenschaften zur Erfassung der schluckbezogenen Lebensqualität im deutschsprachigen Raum dar. Allerdings ist er nicht für Patienten geeignet, die sich ausschließlich per Nahrungssonde ernähren. Hier besteht der Bedarf einer modifizierten Version speziell für Patienten ohne orale Nahrungsaufnahme.