2.2 Applikation von Phytohormonen und Kunststoff-Kügelchen an den Keimlingen

Für verschiede Fragestellungen mussten Phytohormone und andere Substanzen am Hypokotyl und an den Kotyledonen von Keimlingen appliziert werden. Weiterhin sollten kleine Kügelchen aus Glas oder Kunststoff (Beads) an verschiedenen Stellen des Hypokotyls angeheftet werden. Mit Hilfe dieser Markierungen sollte der lokale Verlauf des Wachstums auf dem Hypokotyl verfolgt werden.

Physiologisch aktive Substanzen wurden in wässriger Lösung oder als Lanolinpaste appliziert.


2.2.1 Applikation von wässrigen Lösungen

Wässrige Lösungen wurden mit Hilfe einer 5 µl On-Column Glasspritze [1] appliziert, wie sie in der Gaschromatographie verwendet wird. Diese Spritze besitzt eine sehr feine Nadel mit einem Durchmesser von nur 0,25 mm. Sie wird normalerweise direkt in die Kapillare eines Gaschromatographen eingeführt. Um die Applikation mit der langen Nadel zu erleichtern, wurde sie auf ca. 5 cm gekürzt. Zur lokalen Applikation der Lösungen an den Keimlingen wurde ein kleiner Tropfen (0,5 bis 2 µl) aus der Spritze gedrückt. Er wurde vorsichtig an der Pflanze abgestreift und konnte so recht genau appliziert werden. Zum Anheften am Hypokotyl waren kleinere Tropfen (bis 1µl) günstig. Sie blieben an einer Seite des Hypokotyls hängen. Größere Tropfen tendierten dazu, das Hypokotyl zu umfließen oder an ihm herunterzulaufen.


Abbildung 2-1: Verdunsten eines am oberen Teil des Hypokotyls von Cardaminopsis - Keimlingen applizierten Tropfens; Bildabstand 4 Minuten. Nach 16 Minuten ist der Tropfen verdunstet. Versuch Ct990602

Je nach Luftfeuchtigkeit und Luftbewegung in der Kammer verdunstete solch ein Tropfen innerhalb von 5 bis 20 Minuten. Vermutlich gelangt die zu prüfende Substanz nur zu der Zeit durch die Kutikula in die Epidermis, in der sie sich noch in Lösung befindet. Die Applikation ist also zeitlich begrenzt. Die Menge der zu applizierenden Substanz konnte über die Konzentration der Lösungen leicht eingestellt werden. Die Tropfengröße hatte zwar auch einen Einfluss auf die Wirkungsdauer, konnte jedoch nur in geringem Masse variiert werden.

2.2.2 Applikation von Lanolin-Paste und beschichteten Kunststoff-Kügelchen

Alternativ konnten Substanzen auch in einer Paste aus Lanolin appliziert werden. In der Regel wurde hierfür zunächst eine wässrige Lösung der Substanz in der gewünschten Konzentration hergestellt. Diese wurde dann mit wasserfreiem, gereinigtem Lanolin [2] verrieben. Lanolin besitzt die Fähigkeit, große Wassermengen aufzunehmen.

Die Applikation geschah mit Hilfe eines zu einer feinen Spitze ausgezogenen Glasstabes. Die Paste wurde direkt durch vorsichtiges Berühren der Pflanze mit der lanolinbeschichteten Glasspitze angebracht. Außerdem wurden auch lanolinbeschichtete Beads verschiedenen Durchmessers an die Keimlinge angeheftet. Hierzu wurden die Beads auf einem Objektträger, der dünn mit einer wirkstoffhaltigen Lanolinpaste beschichtet worden war, gewälzt und dann mittels einer Glasspitze an die Pflanze angeheftet.

In den Fällen, in denen die Beads lediglich als Markierungen dienen sollten, wurden sie vor dem Anheften in reinem Lanolin gewälzt. Alternativ konnten sie auch mit Hilfe von Melkfett oder anderen physiologisch inaktiven Substanzen wie Silikonfett angebracht werden. Mehrere Beads an einem nur wenige Millimeter großen Keimling anzubringen erforderte neben Geschick auch gute Augen. In Ermangelung solcher und da die Arbeit bei schwacher Beleuchtung durchgeführt werden musste, wurden die Beads unter Makro-Kamerabeobachtung mit Hilfe eines Monitors und bei Infrarotbeleuchtung befestigt.


Abbildung 2-2: Cardaminopsis arenosa - Keimlinge, links mit Beads zur Markierung verschiedener Hypokotylabschnitte (Bead-Durchmesser 50µm, mit Lanolin angeklebt), rechts ohne. Versuch At980511


Abbildung 2-3: 2 Cardaminopsis arenosa - Keimlinge mit Beads zur Markierung (Bead-Durchmesser 200µm). Versuch At980529


[1] Hamilton 75 SN, Firma Chrompack, Postfach 560168, 60406 Frankfurt am Main

[2] Henry Lamotte GmbH, Bremen


© copyright Andreas Neugebauer 2002

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