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MATERIAL UND METHODEN
2.1
Anzucht der Keimlinge
Für die Versuche
wurden möglichst junge Keimlinge von
Arabidopsis thaliana, Cardaminopsis arenosa (L.) Hayek und
anderen Arten verwendet. Für einen Versuch sollten sich die
Pflanzen in einem möglichst ähnlichen Entwicklungsstadium
befinden. Dazu war es nötig, Pflänzchen aus einer größeren
Anzahl auswählen und in die Messanlage übertragen zu
können. Die Keimlinge wurden deshalb einzeln auf schwarzen
Filterpapierscheibchen (Durchmesser 5 mm, mit Papierlocher ausgestanzt)
angezogen. Diese wurden auf einer Unterlage aus befeuchtetem,
schwarzem Filterpapier der gleichen Sorte ausgelegt, das sich
auf dem Deckel eines transparenten Kunststoffkästchens [1]
(75 mm B, 32 mm H, 75 mm T) befand (SCHUSTER 1996). Größere
Kästchen wurden für Versuche mit längerer Zeitdauer
verwendet (75 mm B, 70mm H, 75mm T). Über einen Docht aus
gewöhnlichem Filterpapier, der durch einen Schlitz in das
mit Leitungswasser gefüllte Kästchen ragte, wurde es
feucht gehalten.
Mit einem feinen,
befeuchteten Pinsel wurde jeweils ein Samen in die Mitte der Filterpapierscheibchen
platziert. Ein weiteres Kunststoffkästchen wurde mit der
Öffnung nach unten als Verdunstungsschutz über die Auflage
gestellt. Verschiedene Papiersorten wurden auf ihre Eignung als
Unterlage geprüft. Als optimal erwies sich aktivkohlehaltiges
Filterpapier [2]. Durch seine
Dicke besaß es eine gute Kapillarwirkung und versorgte somit
die Keimlinge gleichmäßig mit Wasser. Dieses Papier
enthielt keine potenziell phytotoxischen Farbstoffe. Schwarz gefärbte
Papiersorten, die nach Herstellerangaben einen schwefelhaltigen
Farbstoff enthalten, führten zu unregelmäßiger
Keimung. Ihre geringe Dicke war ebenfalls ungünstig. Ein
Nachteil des aktivkohlehaltigen Filterpapiers war, gelöste
Substanzen, die über das Gießwasser appliziert werden
sollten, zu absorbieren. Solche Versuche wurden deshalb nicht
durchgeführt. Weißes Papier als Unterlage war aufgrund
der Lichtreflexion von unten ungeeignet. Die Pflanzen wuchsen
atypisch und krümmten sich teilweise stark zur Seite oder
nach unten.
Alle verwendeten
Filterpapiere wurden für 15 Minuten in einem Dampfdrucktopf
sterilisiert und bis zu den Versuchen gut verpackt im Kühlschrank
gelagert. Die Kunststoffkästchen waren nicht aus dampfsterilisierbarem
Material und wurden lediglich mit Spülmittel gründlich
gereinigt und getrocknet.
Um ein gleichmäßiges
Keimen zu erreichen, wurden die ausgelegten Samen über einen
Zeitraum von mindestens 3 Tagen bis zu etwa 2 Wochen bei +4 °C
im Dunkeln vorgequollen. Samen von Arabidopsis
C24, die nicht kältevorbehandelt wurden, benötigten
zum Keimen bei 23 °C etwa 4 Tage, kältevorbehandelte
nur 2 Tage. Die Samen keimten dann gleichmäßiger und
stärker synchron. Es war damit auch möglich, mehrere
Kästchen mit Samen auf Vorrat bei +4 °C zu lagern und
bei Bedarf zum Keimen bei Temperaturen um 20 °C aufzustellen.
Eine Lagerung über 2 Wochen hinaus war insbesondere bei Arabidopsis
C24 problematisch, da diese Samen dann bereits in der Kälte
zu keimen begannen. Gequollene Samen von Cardaminopsis
arenosa konnten bis zu 4 Wochen
auf Vorrat gehalten werden. Günstig war auch, jede Woche
eine kleinere Portion Samen direkt auf schwarzem Filterpapier
in einem Kunststoffkästchen auszustreuen und bei 4 °C
zum Quellen zu bringen. Die recht zeitaufwendige Montage der Samen
auf die ausgestanzten, schwarzen Filterpapierscheibchen erfolgte
dann erst 2 Tage vor Versuchsbeginn. Der Versuch, fertig montierte
Kästchen mit Samen auf Scheibchen bei -20 °C tiefzufrieren,
um diese auf Vorrat zu halten und bei Bedarf einfach aufzutauen,
schlug fehl. Nur wenige der so vorbehandelten Samen keimten. Um
für jedes Experiment die nötige Anzahl von Keimlingen
in der richtigen Größe zur Verfügung zu haben,
wurden in der Regel zwei bis drei mal so viele Samen zum Keimen
ausgelegt, wie Pflanzen für den geplanten Versuch benötigt
wurden.
Anders als bei früheren
Arbeiten von Schuster wurden alle Versuche mit (Tübinger)
Leitungswasser als Medium durchgeführt. Da die meisten Versuche
ohne Verdunstungsschutzhaube durchgeführt wurden, hätte
sich bei Verwendung einer Nährsalzlösung die Salzkonzentration
auf der Pflanzenunterlage zu sehr erhöht. In Leitungswasser
verkeimten und verpilzten Unterlagen und Dochte viel seltener
als in Nährlösungen. Die verminderte Saugfähigkeit
verkeimten Papiers war wahrscheinlich Ursache dafür, dass
die Wasserversorgung der Keimlinge oft zusammenbrach. Besonders
bei längeren Versuchen zum Registrieren circadianer Rhythmen
war dies äußerst störend. Jedoch zeigten Verdunstungsversuche
ohne Keimlinge, bei denen dem Nährmedium Formaldehydlösung
beigesetzt wurde und deshalb kein Keim- oder Pilzwachstum hätte
auftreten dürfen, ebenfalls gelegentlich Probleme beim Weiterleiten
der Flüssigkeit.
Bei Versuchen, in
denen die Pflanzen von oben aufgenommen wurden, ergaben sich mitunter
störende Lichtreflexe auf dem feuchten Filterpapier der Unterlage.
Um diese zu vermeiden, wurde versucht, die Unterlage mit einer
matten schwarzen Lochmaske aus Kunststoff abzudecken, die nur
einzelne Löcher für die gewünschte Anzahl der Pflanzen
enthielt. Die Pflanzen vertrockneten jedoch häufig, vermutlich
aufgrund lokal niedriger Luftfeuchte.
Erst gegen Ende der
Versuchsserien stand eine Klimakammer zur Verfügung, bei
der die Frischluftzufuhr komplett unterbunden werden konnte. Hier
wurden mit einem Luftbefeuchter relative Feuchten über 70%
erreicht. Dies war für das Keimen und Wachsen der Pflanzen
optimal.
Zur Beleuchtung bei
der Anzucht und bei der Registrierung mit Atari PCs wurde ein
Belichtungskasten mit zwei Leuchtstoffröhren [3]
ausgestattet, die mit zwei Lagen Graufolie [4]
umwickelt waren. In Pflanzenhöhe ergab sich ein Photonenfluss
von 1,75 µmol m-2 s-1 bis 2 µmol m-2 s-1.
Bei der Registrierung
mit den Verfahreinheiten wurde nur eine Leuchtstoffröhre
verwendet, die mit einer Graufolie umwickelt war. Die Beleuchtungsstärke
in Pflanzenhöhe wurde durch den Abstand der Leuchtstoffröhre
von der Auflage auf den gewünschten Wert einreguliert. Die
Röhre wurde mit Hilfe eines Lots senkrecht über den
Keimlingen montiert, damit diese nicht schräg wuchsen. Soweit
nicht anders angegeben, erfolgte die Registrierung mit den Verfahreinheiten
bei einem Photonenfluss von 1,75 µmol m-2 s-1 bis 2 µmol
m-2 s-1.