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20. St. Johanniskirche


Großformatige Steine ehemaliger römischer Lagerbauten in den Fundamenten der St. Johanniskirche vor dem Ausfallstor (porta praetoria) des Kastells Aalen (Abb. 125—13 1).



Bodo Cichy:


Im Verlauf der im Jahre 1973 begonnenen Instandsetzungsarbeiten an der Johannes dem Täufer oder Johannes dem Evangelisten geweihten evangelischen Friedhofskirche wurden im gesamten Fundamentbereich dieses Bauwerkes und, nach Nordwesten hin, auch im aufgehenden Mauerwerk großformatige Kalk- und Tuffquader römischer Provenienz festgestellt. Die mit Profilsteinen durchsetzten römischen Mauerteile könnten historisch gesehen ein Relikt aus der Römerzeit sein (s. u.) — doch ist sicher nur, daß das heute noch erkennbare älteste kirchlich Gebäude an diesem Ort im 10. oder 11. Jahrhundert unter Einsatz auch von Quadern errichtet wurde, die aus dieser späteren Zeit stammen und sich sowohl in Format als auch in der Oberflächernbehandlung deutlich vom römischen Steinmaterial abheben.



Erste Kirche hat Eingang auf der Südseite


Die erste Kirchenanlage war ein nach Osten ausgerichtetes, schwach langrechteckiges und sehr niedrig gehaltenes Kapellengebäude von 8,15 x 10,60 m, das einen mit Rundbogen überfangenen schmalen Eingang auf der Südseite in Richtung der Aal hatte. Diese Anordnung des Einganges ist ungewöhnlich. Üblicherweise sind Kirchenzugänge der Westseite vorbehalten, insbesondere dann, wenn der Altar, wie bei der Aalener Johanneskirche, im Osten des Kirchenraumes aufgestellt war. Für die Belichtung des Raumes sorgten schartenartig schmale Fenster, von denen sich auf der Südseite ebenfalls eines noch erhalten hat.

Bei der äußeren Instandsetzung wurde das ursprünglich auf Sicht gearbeitete Mauerwerk des ersten Kirchenbaues offen stehen gelassen, so daß heute Abmessung und Höhe dieses Baues von außen her abgelesen werden können. Die Teile, die am Außenbau heute verputzt und farbig abgefaßt sind, gehören den baulichen Veränderungen bzw. Vergrößerungen in gotischer (15. Jahrhundert) und späterer Zeit (17. Jahrhundert) an.

In den Fundamenten der abgebrochenen gotischen Ostwand wurde der Votivstein des Titus Vitalius Adventus, Decurio (Rittmeister) der Ala II Flavia milliaria, gefunden, der ursprünglich sicher schon in der beim gotischen Erweiterungsbau niedergelegten ostwärtigen Abschlußwand des Urbaues eingelassen war.


Abb. 125a St. Johanniskirche, dunkel gerastert ist der 1. Kirchenbau; hell gerastert = gotische Verlängerung des 15. Jhds. Ohne Raster = Erweiterung des 17. Jhds.
Abb. 125b

Im Innern der St.Johanniskirche, die sich im übrigen durch eine Reihe interessanter Grabepitaphien auszeichnet, finden sich nach Westen hin namhafte Überreste einer freskalen Ausmalung des Urbaues. Die Ausmalung, die als zentrales Motiv das Abendmahl zeigt, ist anhand stilistischer Merkmale in das späte 11. oder frühe 12. Jahrhundert zu datieren. Es muß allerdings davon ausgegangen werden, daß diese bildhafte Ausschmückung nicht dem ersten Bauzustand zuzurechnen ist. Die Kirchenwände werden anfänglich, worauf Spuren des Wandbefundes hinweisen, mit einer schlichten Kalkschlemme ausgestattet gewesen sein.

Leider haben die Untersuchungen im Boden keinen zweifelsfreien Anhalt für die Altersbestimmung des 1. Baues geliefert. Die oben genannte Datierung stützt sich auf die formale Bildung des Bogeneinganges und der Durchfensterung. Diese beiden Elemente können freilich auch spätere Zutaten in einem zeitlich viel weiter zurückreichenden Gebäude sein, das seiner Grundrißbildung nach in eine Ahnenreihe einzuordnen ist, die bis ins 7. Jahrhundert zurück lückenlos belegt werden kann.

Für ein sehr hohes Alter kann auch das Patrozinium des Johannes sprechen, das neben dem der Maria zu den frühesten Patrozinien in unserem Lande zählt. In diesem Zusammenhang sei auf die Johanneskirche in Brackenheim, die zentrale Taufkirche des Zabergäus, vergleichsweise hingewiesen (Bodo Cichy).





Foto: Weiheinschrift für Jupiter Dolichenus, gefunden in den Fundamenten der St. Johanniskirche vor dem Ausfallstor (porta praetoria) des Kastells Aalen. Der Inschriftstein war in zweiter Verwendung als Baustein benutzt worden (EG 13).


Abb. 126 St. Johanniskirche von Süden mit Quadern des 10/11. Jhds. Darunter römische Spolien im Fundament.


Studenten entdecken Dolichenusinschrift


Es ist das Verdienst von Herrn Bürgermeister Ludwig Kieninger und Herrn Kreisarchivar Bernhard Hildebrand - beraten von Herrn Prof. Dr. Hans Schönberger - die Bedeutung der römischen Steine in den Fundamenten der St. Johanniskirche erkannt und mit Unterstützung von Herrn Oberbürgermeister i. R. Dr. Karl Schübel und dem Gemeinderat von Aalen eine steingerechte Aufnahme der römischen Steine veranlaßt zu haben.

Beim Aufmessen entdeckten Studenten eine Basis mit Inschrift für ein Bildnis des Iupiter Dolichenus, geweiht von dem Rittmeister (decurio) Titus Flavius Adventus der Ala II Flavia milliaria. Der Standort der Inschriftbasis mit dem Bildnis des Gottes ist in römischer Zeit auf Grund von Vergleichsbeispielen (Inschriften in Obernburg und Stockstadt, LMA 24,1980, Abb.44.45) in einem Tempel des Jupiter Dolichenus im Auxiliarvicus zu erwarten. Dieser Tempel ist im Bereich der aus dem Ausfallstor (porta praetoria) führenden Straße in einem heiligen Bezirk im Lagerdorf (vicus) vor der Praetorialseite des Kastells zu suchen.


Dolichenustempel sind in den Lagerdörfern (vici) der Limeskastelle nachgewiesen:


1. Unmittelbar vor dem Südtor (porta decumana) des Kastells Pfünz (Lkr. Eichstätt, Obb.), etwa 50 m vor der Lagermauer in einem heiligen Bezirk des Lagerdorfes (vicus): ein 18 x 22 m großer Dolichenustempel, in dem Votivtäfelchen mit der Aufschrift „Iovi Optimo Maximo Dolicheno“ gefunden wurden.


2. Etwa 40 m vor der Lagermauer des Kastells Saalburg (Taunus HG), südöstlich des linken Lagertotres (porta principalis sinistra) : ein 21 x 18 m großes Dolichenum mit einer 3,5 m tiefen Zisterne im Lagerdorf (vicus).


3. Im Vicus des Kastells Zugmantel (RÜD) liegt das etwa 5 x 10 m große Dolichenum etwa 50 m nördlich des Ausfallstores (porta praetoria) mit einem 14 m tiefen Brunnen 4 m neben der Ostseite.


4. Im Vicus des Kastells Stockstadt a.M. (AB) liegt der Dolichnustempel 200 m östlich des Kastells im Lagerdorf (vicus).


Weitere Beispiele für Dolichenusheiligtümer sind bekannt in den Lagerdörfern: Nida/Frankfurt a.M. Heddernheim (F), Großkrotzenburg (HU), Stockstatt a.M. (AB), Straubing (Ndb.), Faimingen (Stadt Lauingen/Donau, Schw.), Pförring (Lkr.Eichstätt, Obb.).


Das in den Principia des Kastells Aalen gefundene, vergoldete Bronzeblech mit Darstellung des Iupiter Dolichenus, der Iuno Sancta Hera, der Minerva und einem Opferpriester mit Palmzweig, der einen zu opfernden Stier mit Gurten herbeiführt, war als Standarte im Fahnenheiligtum (aedes) aufgestellt und wurde bei Processionen mitgeführt. Die Aufstellung der Standarte im Fahnenheiligtum ist ein Beweis der besonderen Verehrung des orientalischen Gottes im Lager der Ala II Flavia milliaria.



Spolien der Lagerbauten


Wie Cichy bereits erkannte, stellte es sich heraus, daß der erste Bau der St.Johanniskirche mit Spolien, das heißt mit Steinen abgebrochener römischer Lagerbauten und des Dolichenustempels errichtet worden war. Möglicherweise besitzt der längliche Stein unter dem Eingang auf der Unterseite ein Relief.

In der Westwand ist innen oberhalb des heutigen Altares ein kleines Weihealtärchen mit Sockel und Gesims vermauert - von dem gleichen Typus wie der auf den Kopf gestellte Weihealtar für Sol als Basis des heutigen christlichen Altares in der Kirche in Kirchheim/Ries. Eine Inschrift konnte bis jetzt auf dem Aalener Altärchen noch nicht erkannt werden. Das Altärchen ist auf die Seite gelegt, die Opferschale weist nach links, nach Süden. Damit soll pietätvoll zum Ausdruck gebracht werden: Der alte Kult wird nicht mehr ausgeübt. Das Opfer des neuen, des christlichen Kultes wird jetzt auf einem anderen Altartisch vollzogen.


Der Westteil der Nordwand der St.Johanniskirche ist fast bis zur Decke mit den gleichen römischen Steinen aufgemauert wie sie auch unterhalb der großen Quader nachzuweisen sind. Daraus darf geschlossen werden, daß der Westteil der Nordwand ein Überrest des ersten Baues ist, auf dessen noch stabilen Mauern im 10. oder 11. Jahrhundert der zweite Kirchenbau aufgemauert wurde. Die Quader des 10./11. Jahrhunderts heben sich sowohl in Format, Material und in der Oberflächenbehandlung deutlich von dem römischen Mauerwerk ab.


Abb. 127 St.Johanniskirche von Norden mit römischem Mauerwerk der ersten Kirche, darüber Quader des 10./11. Jhds.


St.Johanniskirche im Reihengräberfriedhof ?


Es wurde die Vermutung geäußert, die St Johanniskirche sei von einer etwas mehr als 100 m unterhalb am Ufer des Aalbaches gelegenen alamannischen Hofstelle aus inmitten eines alamannischen Reihengräberfeldes im 6./7. Jh. n. Chr. als Friedhofskirche errichtet worden. Drei alamannische Gräber des 7.Jh. n. Chr. – die ersten alamannischen Gräber in Aalen - kamen 1979 in einer Baugrube in der Friedhofstraße (hinter Haus Untere Wöhrstraße 37) im Bereich eines römischen Bades heraus.

Es ist höchst unwahrscheinlich, daß die mit dem Steinbau unerfahrenen Alamannen für den Steinbau der St.Johanniskirche in Frage kommen.


Abb. 128 St. Johanniskirche von Westen. Auf den römischen Spolien sind die Quader des 10. 11. Jhds. vermauert.
Abb. 129 St. Johanniskirche. Nordwestecke. Die römische Mauer im Norden ist fast 2 m hoch erhalten, darüber Quader des 10./11. Jhds.
Abb. 130 St. Johanniskirche, Nordseite mit 3 Perioden: Römisches Mauerwerk, darüber Quader des 10. 11. Jhds.. darüber verputzte gotische Wand.
Abb. 131 St. Johanniskirche, Fundstelle der Dolichenusinschrift in dem Fundament der gotischen Ostwand.
Abb. 131a St. Johanniskirche, Römisches Altärchen in der Westwand oberhalb des Altartisches.

Anbau im Westen der St.Johanniskirche


Anläßlich der Neuverlegung von Wasserleitungen für die Friedhofbewässerung hat Rüdiger Krause 1997 ein ebenfalls mit römischen Spolien errichtetes Gebäude als Anbau ausgegraben, das er in das 7./8. Jhd. n.Chr. datiert (AA.1997, 152 ff.).

Dieser Anbau ist zu vergleichen mit dem an die von den frühen Christen im 5.Jhd.n.Chr. in das spätrömische Kastell in Zurzach/Tenedo am Hochrhein nach Abzug der Soldaten um 400 n.Chr. an die Kastellkirche angebauten Baptisterium und Nebengebäude, das als Wohnung des Geistlichen mit einem Backofen und einer Feuerstelle innen an die Kastellmauer auf der feindabgewendeten Seite des spätrömischen Kastells angebaut wurde [RiS 1988, 578 Abb. 536. – H.R.Sennhauser, Zurzach in römischer Zeit, in: Die Alamannen (Stuttgart 1997) 466 ff.].


Wann der erste Bau der St. Johanniskirche entstand, kann vorläufig noch nicht mit Sicherheit gesagt werden. Ausgrabungen müssen diese Frage beantworten. Der Kirchenbau ist jedenfalls in die Zeit nach 260 n. Chr. datiert, weil im Fundament Zinnendeckel der Lagermauer vermauert sind und die Ala II Flavia milliaria spätestens 260 n. Chr. Kastell Aalen verlassen hat.

Die Siedlung im Bereich des Lagerdorfes (vicus) an der Aal scheint nach den Münzen und Keramikfunden des späten 3. und 4.Jh. n.Chr. nach 260 n.Chr., wenn auch in bescheidenem Maße, weiterbestanden zu haben: Die Siedler waren zurückgebliebene Soldatenfamilien, Marketender und Handwerker, deren wirtschaftliche Grundlage bis 260 n. Chr. die Versorgung der Garnison Aalen war.



Lagerdorf (vicus)


Das Lagerdorf (vicus) des Kastells Aalen erstreckte sich schwerpunktmässig beiderseits der Aal, der Hauptschlagader der römischen Siedlung. Bisher konnten 63 Fundstellen der Siedlung von der Karl Mickelerstraße/Obere Bahnstraße bis zur Schleifmühlenstraße/Bischof Fischerstraße registriert werden. Systematische Ausgrabungen fehlen.

Das inschriftlich bezeugte Gründungsdatum des Steinkastells Aalen 163/164 n.Chr. ist zugleich auch Gründungsdatum der Zivilsiedlung an der Aal.

Nach Verlassen des Kastells nach 260 n.Chr. fand der Genius Alae mit Mauerkrone, Schutzgeist der ehemaligen Ala II Flavia milliaria, Aufnahme in der Zivilsiedlung an der Aal. Der Name des Flüßchens Aal, in dem 100 Jahre lang (160 – 260 n.Chr.) die Soldaten der Ala II Flavia milliaria ihre 1000 – 2000 Pferde täglich tränkten, hat den Namen der Ala II Flavia bis auf den heutigen Tag erhalten - und auf die heutige Stadt tradiert.

Mit der römischen Siedlung an der Aal muß nach 260 n.Chr. der 1. Kirchenbau der St.Johanniskirche (mit Eingang auf der Südseite - zur Aal !), der ältesten Kirche Aalens, in Zusammenhang gebracht werden. Als das Kastell nach 260 n.Chr. verlassen worden war, diente das Lagerareal den Überlebenden der Katastrophe von 260 n.Chr. – wie 100 Jahre zuvor bei der Verlegung der Ala II Flavia um 150 n.Chr. von Heidenheim nach Aalen den in Heidenheim Zurückgebliebenen – als Steinbruch.

Die alten Götter hatten versagt-. Mit den orientalischen Kulten des Dolichenus, Mithras, der Magna Mater Cybele, Attis war auch die neue Lehre des Sol Invictus Christus aus Syrien nach Aalen gekommen. Ihm erbauten die Siedler an der Aal nach der Katastrophe von 260 n.Chr. einen neuen Tempel - im Bereich des während der Kastellzeit heiligen Bezirkes vor der Prätorialseite, dessen Ruinen noch sichtbar gewesen sein mußten, als man sie als Steinbruch für den Kirchenbau benutzte. Ebenfalls muß in dem Ruinengelände noch deutlich die aus dem Ausfallstor (porta praetoria) herausführende W-O- Ausfallssstraße (via praetoria) sichtbar gewesen sein. Sie bot in dem Ruinenfeld des Kastells und des Lagerdorfes (vicus) einen sicheren Baugrund für die Kirche in der gewünschten W-O-Richtung. Auf dem befestigten Straßenkörper konnten die bisweilen tonnenschweren Steine (wie z.B. die Inschriftbasis für Iupiter Dolichenus, die man wegen des tonnenscheren Gewichtes nicht allzuweit transportiert haben dürfte) herangeschafft und verbaut werden. Die großformatigen römischen Ruinensteine konnten jedenfalls nur Handwerker bewegen und vermauern, die sich mit dem Steinbau auskannten.


Während die frühen Christen in Tenedo/Zurzach im 5.Jhd.n.Chr. ihre Kirche mit Baptisterium und Priesterwohnung in dem um 400 n.Chr. verlassenen Kastell - an dessen der Feindseite gegenüberliegende Kastellmauer bauten, wählten die frühen Christen in Aalen als Standort ihrer Kirche die Nähe des ehemaligen heiligen Bezirkes unmittelbar vor dem Ausfallstor (porta praetoria) – im Bereich des verlassenen Dolichenustempels, aus dessen noch sichtbarer Ruine die tonnenschwere Inschrift als Baustein herbeigeschafft wurde. Die Kirchenbauer hatten noch Kenntnis von den heidnischen römischen Göttern und Kulten. Sie wollten mit der Ortswahl ihrer frühchristlichen Kirche den Sieg des Sol Invictus Christus über den heidnischen, orientalischen Gott Iupiter Dolichenus dokumentieren.





Christliche Gemeinden in Rätien


Bedeutender Ausgangspunkt der neuen Heilslehre, des Christentums, war Aquileia an der Adria, Knotenpunkt eines reichverzweigten Straßennetzes nach den Donauländern. Aquileia, das enge Beziehungen zum Osten unterhielt, war für den Handel und Verkehr nach dem Norden das „Venedig der Kaiserzeit“.

In Rätien gab es seit dem Ende des 3.Jh.n.Chr. in Augsburg und Regensburg christliche Gemeinden. Die heilige Afra erlitt im Jahre 304 n. Chr. während der diokletianischen Christenverfolgung den Märtyrertod in Augsburg und wurde vor den Mauern der Stadt begraben. In Augsburg wurden christliche Grabsteine des 4.Jhds. n. Chr. gefunden. Eine in Regensburg gefundene Grabinschrift besagt, daß eine Sarmannina „bei den Gräbern der Märtyrer“ (quiscenti in pace martiribus sociatae) begraben wurde.

In Noricum (Österreich) erlitt der heilige Florian, Bürovorsteher des Statthalters, im Jahre 304 n. Chr. in Lorch/Lauriacum das Martyrium und wurde in der Enns ertränkt. In der 2. Hälfte des 4.Jhds. n.Chr. bekannten sich die Bewohner Rätiens und Noricums, vor allem aber die Städte, wie Augsburg, Regensburg, Salzburg und Chur überwiegend zum Christentum. Augsburg und Chur sind wahrscheinlich, Regensburg vielleicht damals schon Sitz eines Bischofs gewesen.





Beziehungen Aalen - Augsburg


Von Augsburg / Augusta Vindelicum aus kam die christliche Lehre mit großer Wahrscheinlichkeit nach Aalen, wo 100 Jahre lang die vornehmste Auxiliartruppe Rätiens stationiert war. Eine ständige Verbindung des Praefectus Alae als ranghöchstem Offizier der rätischen Auxiliareinheiten, Stellvertreter des Statthalters, und seines Stabes zu dem Officium (Kanzlei) des Statthalters in Augsburg ist gesichert. Jede Baumaßnahme im Bereich der Ala II Flavia milliaria in Aalen mußte vom Statthalter genehmigt werden. Das wissen wir aus den Inschriften. Zwei in Augsburg gefundene Grabsteine von ehemaligen Angehörigen der Ala II Flavia belegen die Beziehungen dieser Einheit zur Provinzhauptstadt. Die Verbindungen der römischen Siedler in Aalen nach Augsburg dürfte auch nach 260 n.Chr. vor allem während der diokletianischen Christenverfolgungen (303 n.Chr.) nicht abgerissen sein.




Lit.: O. Kunkel. Archäologische Zeugnisse frühen Christentums in Bayern. in: Bayerische Frömmigkeit. Ausstellungskatalog 1962 (München 1962) 46ff.- G. Ristow. Götter und Kulte in den Rheinlanden. in: Römer am Rhein. Katalog der Ausstellung des Römisch-Germanischen Museums Köln 1967 (Köln 1967) 64. - J Werner. Der Lorenzberg bei Epfach (München 1969) 133 ff. – H.-J. Kellner, Die Römer in Bayern (München 1971) 167. – H. W. Böhme. Zur früh- und hochmittelalterlichen Topographie von Aalen. In: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern. Bd 22 Aalen. Lauchheim. Ellwangen (Mainz 1973) 133 ff. — H. Plickert, Zur Geschichte der Johanniskirche. in: ostalb einhorn, Aalen. 2. Jahrgang,. Heft 1. März 1975.- H. Jacobi. Saalburg Jahrb. 6. 1927. 168 ff.— Ders.. ORL B 11 Saalburg 1937 Taf. 7 Nr. 6.— Fr. Winkelmann. ORL B 73 Pfünz 1901 Taf. 3 Nr. 78. - B. Cichy. Das römische Heidenheim 1971, 60. — G. Brusin. Führer durch Aquileia12 (Padova 1972: 9.10.12.16.44. —H. Vetters. Zum Christentum in den Donauländern. in: Die Römer an der Donau. Ausstellung in Schloß Traun. Petronell. NÖ (Wien 1973) 105. - D. Planck. Archäologische Ausgrabungen 1979. 96 ff. Auffällig ist eine ähnliche Anordnung von römischen Quadern in der Südwand der Martinskirche in Kirchheim / Ries. Die Quader wurden bei Renovierungsarbeiten 1981 entdeckt (D. Planck, Archäologische Ausrabungen 1981. 127 ff.). Das Limesmuscum besitzt von Kirchheim Ries einen im Fundament des südöstlichen Strebepfeilers der dortigen Martinskirche 1871/72 gefundenen Grabstein des Veteranen Sextus Aelius Victor (EG 75). Er war als Rittmeister (decurio) in Aalen entlassen worden und nach seiner Entlassung (missio honesta) nach Kirchheim / Ries gegangen. wo er auf einem der bis jetzt bekannt gewordenen 4 römischen Gutshöfen (villae rusticae) seinen Lebensabend verbracht haben dürfte. - R.Krause, Archäologische Ausgrabungen 1997, 152 ff.





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