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18. Römische Grabsteine


Das Einzelgrab war kenntlich an einem Erdhügel, auf dem die Angehörigen oder Erben gewöhnlich einen Grabstein (cippus) aufstellten. Größere Grabstätten waren von zinnenartigen Steinen eingefaßt, mit kauernden Löwen als Grabwächter. Wohlhabende Bürger und Kaufleute ließen sich bis zu 24 m hohe „Pfeilergrabmäler“ aufstellen — so die Secundinier die“Igeler Säule“ bei Trier.

In Württemberg sind bis jetzt nur Bruchstücke der turmartigen Grabdenkmäler mit pyramidenförmigen Schuppendächem bekannt geworden. Sie hatten meist als Bekrönung einen Pinienzapfen.

Die Form der Grabsteine variiert: der untere Teil des Grabsteines steckt in der Erde, darüber steht die Inschrift und darüber ist meist eine nischenförmige Vertiefung, die von einem Giebel abgeschlossen wird. In der Nische wird das Bild des Toten im Relief dargestellt.

Totenmahlszenen zeigen den Toten in Tunica und Toga auf dem Speisesofa. Die Grabinschriften beginnen gewöhnlich mit Anrufung der Götter der Unterwelt (Dis Manibus). Es werden genannt: der Name des (der) Verstorbenen, dessen (deren) Eltern, das Alter, bei Beamten das bekleidete Amt, bei Soldaten: Truppe, Dienstgrad, Dienstzeit, Heimat-, Stammeszugehörigkeit. Die Inschrift schließt mit dem Namen des Angehörigen oder Erben, der den Stein hat aufstellen lassen.




58 Relief einer sitzenden Frau


Die mit langem Gewand bekleidete Frau sitzt in einem Lehnstuhl. Das Relief gehört sehr wahrscheinlich zu einem Grabmal. - Stubensandstein. – H. 60 cm. Br. 40 cm. - Inv. R L FU 531. - FO: unbekannt.


Lit.: Haug-Sixt 1914. 676 Nr. 485.






59 Attis in trauernder Haltung


In einer Nische steht Attis, bekleidet mit phrygischer Mütze, Chiton und Mantel. Er legt die rechte Hand auf den gekrümmten Hirtenstab (pedum), setzt darauf den linken Arm und stützt mit der linken Hand den leicht geneigten Kopf.

Attis ist der Geliebte der Magna Mater, der Mutter alles Lebens, der Beschützerin des Wachstums. Er ist der sterbende und wiedergeborene Frühlingsgott. Attis wird ganz allgemein zur Symbolisierung der Trauer um den Verstorbenen auf Grabsteinen dargestellt.

Stubensandstein. – H. noch 94 cm. - Br. noch 58 cm. T.14cm.-Inv. R L233.-FO: Beihingen,Kr.Ludwigsburg, südöstlich von Beihingen auf der Flur „Breitfeld“ anfangs 1893 beim Pflügen gefunden.



Lit.: Haug-Sixt 1914, 452 Nr. 321.— M.J. Vermaseren, Der Kult der Kybele und des Attis im römischen Germanien. Limesmuseum Aalen 23 (Stuttgart 1979).





60 Löwe als Grabwächter


Ein Löwe kauert auf einem zinnenartigen Stein. Teil von der Einfassung eines größeren römischen Grabes.

Stubensandstein. –H. des Halbzylinders 33 cm. Br. 45 cm. - Inv. R L 301. - FO: Stuttgart-Bad Cannstatt, Sommer 1901 auf der Höferschen Ziegelei gefunden.


Lit.: Haug-Sixt 1914, 404 Nr. 550.





61 Bruchstücke eines Pfeilergrabes mit Totenmahlszene


Der Tote mit Tunica und Toga bekleidet liegt auf der Kline, dem Ruhebett,und läßt sich von einem Diener bedienen. Hierzu EG 66.

Stubensandstein. – H. 80 cm. Br. 65 cm. T. 50 cm. Inv. R L 82. - FO: Gräberfeld des Kastells Schirenhof bei Schwäbisch Gmünd.


Lit.: Archäologische Ausgrabungen 1977, 67ff.




62 Grabstein der Matrona, Tochter des Caratullus, einer Helvetierin


Stubensandstein. H. 1,52 m. Br. 58 cm. T. 21 cm. Inv. R L 157. FO: Rottenburg, Kr. Tübingen, 1851/ 52 zwischen den Straßen nach Wurmlingen und nach Sülchen gefunden, 1862 in das Lapidarium des Württembergischen Landesmuseums gebracht.

Über der Inschrift eine muschelartige Nische. Rechts und links oben ein Pinienzapfen, darunter jeweils ein schlankes, amphorenartiges Gefäß, darunter jeweils eine Rosette. Zwischen den Rosetten, unterhalb der Nische eine Reihe von Pinienzapfen.


Inschrift


DIS MAN(ibus) / MATRONA / CARATVLLI / F(ilia) CIVES HEL(vetia) / AN(norum) XL BALBI/VS LIBER MARIT(us) / F(aciendum) C(uravit)



Übersetzung


Den guten Göttern. Matrona, Tochter des Caratullus, eine helvetische Bürgerin (wurde) 40 Jahre alt. Balbinus Liber, ihr Gatte, hat (den Grabstein) machen lassen.


Die Helvetier sind Kelten. Sie wohnten ursprünglich nach Tacitus (Germania Kp. 28) in dem Gebiet zwischen Rhein, Main und Donau. Von den Germanen im 1.Jh. v. Chr. nach Süden abgedrängt, bewohnten sie die heutige Schweiz.


Lit.: Haug-Sixt 1914, 236 Nr. 127.





63 Pinienzapfen


Bekrönung eines Grabdenkmals


Kalkstein. H. 74 cm. Inv. R LFU. FO: unbekannt.





64 Pinienzapfen

Bekrönung eines Grabdenkmals


Kalkstein –H: 53 cm. Inv. R L 79, 331. - FO: Heidenheim-Großkuchen.





65 Sarkophag eines jungen Mädchens


Steinsarg mit Deckel. - Stubensandstein. L. 1,90 m. Br. 70 cm. H. mit Deckel etwa 80 cm. Inv. R L 234. FO: Rottenburg, Kr. Tübingen. Im April 1892 beim Pflügen auf dem Lindele gefunden und für das Lapidarium des Württembergischen Landesmuseunis erworben.

In dem Sarkophag war ein junges Mädchen, wahrscheinlich in einem Holzsarg bestattet. In der Brustgegend lag eine Bronzenadel.



Lit.: Haug-Sixt 1914, 264, Nr. 152f.





66 Grabrelief mit Totenmahl


Stubensandstein. H. 69 cm. Br. 72 cm. T. 21 cm. -Inv. R L 230. FO: Stuttgart-Bad Cannstatt. Im

November 1906 im Gräberfeld gefunden.

Der Verstorbene liegt in Tunica und Toga gekleidet auf der Kline, einem Ruhebett mit hohen Seiten- und Rückenlehnen und gedrechselten Füßen. Vor ihm ein dreibeiniges rundes Tischchen auf dem Speisen stehen, nach denen er greift. Links ein Diener, der in der rechten Hand eine Kanne hält. Die Totenmahlszene ist auf Soldatengrabsteinen seit der Zeit Vespasians (69-79 Chr.) sehr häufig.




Lit.: Haug-Sixt 1914, 400 Nr 542





67 Grabstein der Iulia Severina


Stubensandstein. – H. 98 cm. Br. 47 cm. T. 34 cm. Höhe der lnschriftplatte 55 cm. Br. 38 cm. T. 30 cm. - Inv. R L 164. - FO: Rottenburg, Kr. Tübingen. 1851/52 zwischen den Straßen nach Wurmlingen und nach Sülchen gefunden, 1862 dem Lapidarium des Württembergischen Landesmuseums übergeben.



Inschrift


D(is) M(anibus) / IVLIAE / SEVERINAE / D(ecimus) IVLIVS / SEVERVS / F(aciendum) C(uravit)


Übersetzung


Den guten Göttern. Der Julia Severina hat Decimus Iulius Severus (den Grabstein) machen lassen.



Der Grabstein hat Sockel und Gesims mit zwei Randwülsten mit Rosetten, dazwischen ein Dreieck. Auf der Oberseite eine schwache Vertiefung mit erhöhtem Rand; quadratisches Loch in der Mitte und zwei schmale Löcher auf den Seiten. Am Gesims ein schnurartiges Ornament.

Auf den Schmalseiten links und rechts ist Attis in trauernder Haltung dargestellt. Er trägt ein eng anliegendes Gewand und über den Schultern die Chlamys (Mäntelchen). Er hält in der Rechten den Bogen, auf den er den linken Unterarm setzt und mit der linken Hand den leicht geneigten Kopf stützt.

Der in der Inschrift erwähnte Decimus Iulius Severus ist entweder der Bruder oder der Vater der Verstorbenen.



Lit.: Haug-Sixt 1914, 239 Nr. 129.






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