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10. Terra Sigillata — das römische Tafelgeschirr
Terra Sigillata heißt: Tonware mit „Sigilla, Bildchen“. Die frühesten Terra-Sigillata-Gefäße wurden zu Ende des 1.Jhds.v.Chr. in Italien, in Arezzo in Etrurien und in Puteoli hergestellt. Die Werkstätten in Arezzo haben die Terra Sigillata Gefäße in das ganze Reich, vor allem nach Gallien und Germanien exportiert. Händler (negotiatores artis cretariae) brachten die Terra Sigillata über die Alpen und verkauften sie an die Soldaten. Die italischen Töpfer haben die von ihnen hergestellten Gefäße mit ihrem Namen signiert. In Arezzo gab es mehrere große Fabrikbetriebe, in denen die jeweiligen Fabrikherren zahlreiche Sklaven beschäftigten, die sie in ihrem Namensstempel nennen,.
Südgallien
Zwischen 20 – 30 n.Chr. verlagerte sich die Terra-Sigillata-Produktion von Italien nach Südfrankreich. Hier entstehen Töpferwerkstätten in Montans, La Graufesenque und Banassac – alle östlich von Toulouse. Die Töpfereien von La Graufesenque/Condatomagus haben ab den 30iger Jahren während des ganzen 1.Jhds.n.Chr. und noch teilweise zu Anfang des 2.Jhds.n.Chr. die germanischen Provinzen, Gallien und England mit ihren Erzeugnissen überschwemmt.
Wie kommen die Verzierungen auf die Gefäße ?
1. Der Töpfer hat zunächst auf der Töpferscheibe eine Formschüssel gedreht.
2. In diese Formschüssel hat er innen mittels Punzen – aus Holz oder gebranntem Ton – die verschiedensten Bilder (Sigilla) eingedrückt: Blätter, Früchte, Tiere, Figuren. Mit einem Säbchen hat er sodann aus freier Hand die eingedrückten Bildstempel miteinander verbunden.
3. Sodann wurde die Formschüssel an der Luft solange getrocknet, bis der Ton ganz hart war.
4. Dann kam die Formschüssel in den Töpferofen und wurde gebrannt.
5. Nach dem Brand setzte der Töpfer die Formschüssel erneut auf die Töpferscheibe und erst jetzt dreht er die eigentliche Terra Sigillata-Bilderschüssel in die Formschüssel hinein.
6. Die Formschüssel samt Inhalt wird nun zum Trocknen beiseite gestellt.
7. Beim Trocknen wird die Terra Sigillata Schüssel kleiner, sodaß der Töpfer sie aus der Fromschüssel herausnehmen kann.
Auf der Aussenseite der TS-Schüssel sind nun die Verzierungen der Formschüssel erhaben zu sehen. Die Formschüssel kann immer wieder verwendet werden.
8. Um dem Gefäß den schönen roten Glanz zu geben, hat der Töpfer das Gefäß in eine Tonsuspension getaucht – ganz ähnlich wie man es heute noch mit dem Porzellan macht.
9. Dann kommt das Gefäß in den Töpferofen und wird bei 800° - 900° C gebrannt.
10. Nach dem Brand hat das Gefäß den rötlichen Glanzton, der sich über die Jahrhunderte hinweg – selbst in der Erde – bis auf den heutigen Tag erhalten hat.
Auch die südgallischen Terra-Sigillata-Töpfer haben ihre Gefäße fast ausschließlich mit ihrem Namen signiert.
Mittelgallien – Rheinzabern – Württemberg – Bayern
Am Ende des 1.Jhds.n.Chr. verlagert sich die Terra Sigillata-Produktion von Südgallien nach Mittelgallien: nach Lesoux (westlich Lyons), Luxeuille und La Madeleine (nördlich der unteren Sâone).
Im 2.Jhd.n.Chr. beginnt die Terra Sigillata Produktion in Trier, Rheinzabern, Blickweiler und Eschweiler-Hof (nörldich von Straßburg) und in Westerndorf am Inn.
Auch in Baden-Württemberg und Bayern gibt es im 2. und 3.Jh. n. Chr. Terra-Sigillata-Manufakturen: Im Kräherwald bei Stuttgart, in Waiblingen-Beinstein, Westerndorf und Pfaffenhofen. Man kennt die Produktionsdauer der einzelnen Manufakturen und der Töpfer und kann die Terra - Sigillata-Gefäße datieren.
Die Rheinzaberner Manufaktur in der Pfalz beginnt um 140 n. Chr. mit der Produktion und arbeitet bis um 220 n. Chr. In diesen 80 Jahren schätzt man die Gesamtproduktion der Rheinzaberner Manufaktur auf etwa 50 Millionen Gefäße, die überall im Limesgebiet anzuteffen sind.
Karte: Terra - Sigillata-Töpfereien im Norden des Römischen Reiches.
Lit.: 0. Roller, Die römischen Terra-Sigillata-Töpfereien von Rheinzabern. 2. Auflage. Limesmuseum Aalen 1 (Stuttgart 1969).— H.-J. Kellner, Die Sigillata-Töpfereien von Westerndorf und Pfaffenhofen, in: Limesmuseum Aalen 9 (Stuttgart 1973) Karte: Beilage 2.
Abb. 116 Formschüssel und Terra Sigillata-Schüssel. Formschüsselbruchstücke, Fehlbrand und Bildstempel. |
Vitrine 25
Terra Sigillata-Manufaktur Rheinzabern/ Tabernae
Leihgaben des Historischen Museums der Pfalz in Speyer. Direktor Dr. Otto Roller. Vitrinen 25.26.29.
Linke Seite (Abb. 116)
1. Terra Sigillata-Schüssel, Drag. 37. Wagenlenker und Hercules im Medaillon. - H. 13 cm. Inv. 580/2. FO: Rheinzabern.
II
2. Randbruchstück einer Terra Sigillata-Formschüssel des Töpfers REGINVS. Eierstab, darunter rückläufiger Töpferstempel REGINF. Zwischen Hirsch, Löwe, Panther Blätter eingestreut. — Br. 15,5 ein. Inv. R 216, 190. — FO: Waiblingen-Beinstein, Rems-Murr-Kreis.
3. Randbruchstück einer Terra Sigillata-Formschüssel mit der Darstellung einer auffliegenden Ente im Medaillon. - Br. 6 cm. - Inv. R 216, 191. FO: Waiblingen-Beinstein, Rems-Murr-Kreis.
4. Namenstempel des Terra Sigillata-Töpfers REGINVS F (= Reginus fecit - Reginus hat es ge macht) von Rheinzabem. Ton (N). — L. 3,5 cm. - FO: Rheinzabern.
5. Rädchen mit Eierstab zum Abrollen. Ton (N). —Dm. 3,5 cm. - FO: Rheinzabern.
6. Bildstempel: Amor mit Leiter im Weinberg. Ton (N). - H. 3,4 cm. - FO: Rheinzabem.
7. Bildstempel: Kranz. Ton (N). - Dm. 4 cm. FO: Rheinzabern.
8. Bildstempel: Löwe. (N). - L. 4,5 cm. - FO: Rheinzabern.
III
9. Terra Sigillata-Formschüssel: Eierstab, darunter Zone mit Halbbögen, in denen jeweils ein Kniender mit erhobenen Händen dargestellt ist. Ton (N). H. 8 cm. Inv. R 216, 190. - FO: Waiblingen-Beinstein, Rems-Murr-Kreis.
10. Terra Sigillata-Bilderschüssel. Ausformung aus der Formschüssel. Inv. R 216,190 von Waiblingen-Beinstein.
IV
11. Terra Sigillata-Formschüssel des Töpfers COBNERTVS mit der Darstellung eines springenden Hasen. — H. 13 cm. Inv. 580/124. — FO: Rheinzabern.
12. Terra Sigillata-Formschüssel für Näpfe, Drag.30 mit der Darstellung von Amor, Krieger, einer männlichen und einer weiblichen Person. — H. 12 cm. Inv. 2906/5. FO: Rheinzabern.
Rechte Seite
I
13. Terra Sigillata-Bilderschüssel, Drag. 37 mit Jagdszene. - H. 15 cm. — FO: Rheinzabern.
II
14. Wandbruchstück einer Terra Sigillata-Formschüssel: Eierstab, darunter Zone mit Medaillons, in denen jeweils Amor mit Leiter im Weinberg dargestellt ist. Zwischen den Medaillons jeweils Ständer mit Fruchtkorb und Blättern, darunter Rosette. - Br. 24 cm. Inv. R 216, 192. FO: Waiblingen-Bildstöckle, Rems-Murr-Kreis.
15. Bildstempel aus Ton (N) für die Herstellung von Terra Sigillata-Bilderschüsseln: Kämpfer mit Speer und Schild (H. 5 cm), Peitschenschwinger, Vogel, Greif. —Inv. R 70, 37-40. — FO: Waiblingen/Bildstöckle, Rems-Murr-Kreis
16. Terra Sigillata-Flasche ohne Hals, in Barbotinetechnik verziert: Hund jagt ein Reh im Gebüsch, Drag. 54. — H. 10,5 cm. Inv. 2673. — FO: Rheinzabern.
17. Terra Sigillata-Napf mit Barbotineblättchen auf dem Rande. Drag. 46. - H. 5,5 cm. Inv. 2684. - FO: Rheinzabern.
18. Terra Sigillata-Teller, Drag. 36. Rand in Barbotinetechnik mit Blättern verziert H. 5 cm. Inv.
2686. — FO: Rheinzabern.
19. Terra Sigillata-Formschüssel: Amor, Vierfüßler und Vögel. - H. 9 cm. Inv. 2906/18. FO: Rheinzabern.
20. Formschüssel mit Blättern und Vögeln. — H. 9,5 cm. Inv. 2906/26.
Vitrine 26
Terra Sigillata-Manufaktur Rheinzabern/Tabernae
Rechte Seite
1.Terra Sigillata-Schüssel, Drag. 37. Außenstempel COMITALIS F. Pelikan und Baum in Doppelrosette, fliegende Vögel, Bäume, Blätter. - H. 13 cm. - FO: Rheinzabern.
2. Terra Sigillata-Einhenkelkrug. Oswald, Introduction Tal. 83, 11. H. 16,7 cm. Inv. 2701. — FO:
Rheinzabern.
3. Terra Sigillata-Becher. Oswald, Introduction Taf. 79. H. 9,7 cm. Inv. 2711. — FO: Rheinzabern.
4. Terra Sigillata-Napf, Drag. 41. Mit Ähren verziert. H. 7 cm. Inv. 2697. - FO: Rheinzabern.
III
5. Terra Sigillata-Formschüssel. Wandstempel CONSTANTINI. Darstellung von Tieren, Gladiatoren, Wagenlenkern. — H. 11,8 cm. - Inv. H. 130. — FO: Rheinzabern.
6. Terra Sigillata-Kragenschüssel mit Ausguß, Drag.43. H. 11,8 cm. Inv. 2733. FO: Rheinzabern.
Linke Seite
7. Terra Sigillata-Becher mit Seepferdchen und Wasserpflanzen in Barbotinetechnik verziert. Oswald, Introduction Taf. 79. H. 17 cm. Inv. H. U. FO: Rheinzabern.
8. Terra Sigillata-Becher mit langstieligen Herzblättern in Barbotinetechnik verziert. Oswald, Introduction Tal. 79, - H. 14 cm. - FO: Rheinzabern.
9. Terra Sigillata-Becher mit Vögeln, die in Sträuchern sitzen und mit herzförmigen Blättern verziert. Oswald, Introduction Tal. 79. - H. 13,5 cm. Inv. 580/36. FO: Rheinzabern.
10. Terra Sigiliata-Schüssel, Drag. 37. Dekor: Zone mit senkrecht gerippten Stäben. -H. 11 cm. - Inv. 2645. - FO: Rheinzabern.
11. Terra Sigillata-Formschüssel der Bilderschüssel Drag. 37, Inv. 2645. - FO: Rheinzabern.
12. Terra Sigillata-Schüssel mit Steilrand und Löwenkopf als Ausguß. Drag. 45. H. 9,5 cm. Inv.
319. - FO: Rheinzabern.
13. Terra Sigillata-Napf, Drag. 39. — o. ä. Dm. 17 cm. Inv. 2762. FO: Rheinzabern.
14. 2 Terra Sigillata-Tintenfässer. H. 5 cm. Inv. H 21 und 130/15. FO: Rheinzabern.
15. Terra Sigillata-Schüssel mit Steilrand und mit herzförmigen Blättern in Barbotinetechnik verziert. Ludowici SMb. - H. 14,5 cm. Inv. 2683. FO: Rheinzabern.
Vitrine 29
Terra Sigillata-Manufaktur Rheinzabern/Tabernae
Linke Seite
1. Zweihenkliger Terra Sigillata-Becher mit langstieligen, herzförmigen Blättern in Barbotinetechnik verziert. Oswald, Introduction Taf. 81. PL 18 cm. Inv. H 4. FO: Rheinzabern.
2. Zweihenkliger Terra Sigillata-Becher, in Barbotinetechnik verziert: Pfaue im Gebüsch mit großen herzförmigen Blättern. H. 19,5 cm. Inv. 2671. FO: Rheinzabern.
3. Zweihenkliger Terra Sigillata-Becher. Am Gefäßbauch Spiralblätter in Barbotinetechnik. H.13,5cm. Inv. 2671. - FO: Rheinzabem.
4. 2 Terra Sigillata-Becher. Oswald, Introduction Taf. 79. PL 10 cm. Inv. 2722.2721.
5. Terra Sigillata-Becher mit Glasschliffdekor. H. 14,5 cm. Inv. 2696.
6. Terra Sigillata-Napf. Oswald, Introduction Taf. 63. o. ä. Dm. 9 cm. Inv. 2743/104.
III
7. 2 Terra Sigillata-Näpfe. Oswald, Introduction Taf.63. H. 4 cm. Inv. 2743/101.102.
8. 3 konische Terra Sigillata-Näpfe. Oswald, Introduction Taf. 51. H. 6 bis 8 cm. Inv. 2743/29.109.23.
9. 4 konische Terra Sigillata-Näpfe. Oswald, Introduction Taf. 51. H. 6 bis 8 cm. Inv. 2743/15; 580/ 49; 580/74; 2594.
10. Terra Sigillata-Napf, verbrannt Oswald, Introduction Taf. 68, 14. H. 7 cm. Inv. 2743/68.
11. Terra Sigillata-Teller mit Bodenstempel AVGVSTALIS FEC. Drag. 32. o. ä. Dm. 20 cm. Inv.
2628.
12. 4 Terra Sigillata-Teller mit Bodenstempel IVLIVS FEC. MARCVS F. Drag. 32. - o. ä. Dm. 18,5 bis 19,5 cm. Inv. 2611.2625.2610.2630.
Rechte Seite
13.Terra Sigillata-Becher mit Glasschliffornament. Oswald, lntroduction Taf. 77. - H. 19,5 cm. - Inv. X 4.
14. Terra Sigillata-Becher, mit langstieligen Herzblättern in Barbotinetechnik und umlaufender weißer Punktreihe unterhalb des Randes verziert. Oswald, Introduction Taf. 79. — o. ä. Dm. 8 cm. H. 16,5 cm. Inv. RZ.
15. Terra Sigillata-Becher mit Weinranken und Blättern in weißer Malerei verziert. Vgl. Oswald, Introduction Taf. 79. - H. 13 cm. Inv. 580/35.
16. Terra Sigillata-Kragenschüssel. Oswald, Introduction Taf. 72. o. i. Dm. 17 cm. Inv. 2743/127.
III
17. 2 Terra Sigillata-Näpfe, Drag. 33. — H. 5 bis 6 cm. Inv. 2580.2743/4.
18. Terra Sigillata-Napf, Oswald, lntroduction Taf.68. H. 7 cm. Inv. 580/23.
19. Terra Sigillata-Napf, Drag. 27. — H. 6,5 cm. Inv. H 76.
20. 4 Terra Sigillata-Teller, Oswald, Introduction Taf. 58. Bodenstempel: SOLIC FEC. VICTORINVS F. IVLIVS. o. ä. Dm. 14 bis 19 cm. Inv.2593.2627.2616.2733 a.
IV
21. 2 Terra Sigillata-Teller, Drag. 31. Bodenstempel: EVRITVS F. TRINCVS FEC. - o. ä. Dm. 20 bis 25 cm. Inv. 2615.2596.
Lit.: F. Oswald T. D. Pryce, An Introduction to the Study of Terra Sigillata (London 1920). — H. Comfort, RE Suppl. VII Terra Sigillata 1295ff.— J.-R. Terrisse, Les ceramiques sigillées gallo-romaines des Matres de Veyre (Puyde-Dome), in: Gallia, Suppl. 19, 1968, 23 Abb. 4.— A. Oxé, Arretinische Reliefgefäße vom Rhein. Materialien zur römisch-germanischen Keramik Bd. 5 (Frankfurt 1933). Ders., Frühgallische Reliefgefäße vom Rhein. Materialien Bd. 6 (Frankfurt 1934).— H. Ricken — Ch. Fischer, Die Bilderschüsseln der römischen Töpfer von Rheinzabern (Bonn 1963).— A. Oxé — H. Comfort, Corpus Vasorum Arretinorum. A Catalogue of the signatures, shapes and chronology of Italian Sigillata (Bonn 1968).— W. Hilgers, Lateinische Gefäßnamen. Beihefte der Bonner Jahrbücher Bd. 31 (Düsseldorf 1969).— I. Huld-Zetsche, Trierer Reliefsigillata Werkstatt I. Materialien zur römischgermanischen Keramik Bd. 9 (Bonn 1972). — H.-J. Kellner, Die Sigillata-Töpfereien von Westerndorf und Pfaffenhofen, in: Limesmuseum Aalen 9 (Stuttgart 1973). - B. Pferdehirt, Die römischen Terra Sigillata-Töpfereien in Südgallien, in: Limesmuseum Aalen 18 (Stuttgart 1978).
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