vorher nachher
zum vorigen Abschnitt zum folgenden Abschnitt





4. Das Bad (balneum) im Lagerdorf


Die Erkenntnis, daß Gesundheit und Hygiene eng zusammenhängen, führt in römischer Zeit zu einem hochentwickelten Badewesen. Jedes Kastell hatte ein eigenes Kastellbad. Jede Stadt, jede Siedlung, fast jeder Gutshof hatte ein Bad. Die ausgegrabenen Bäder in Rottweil, Griesingen, Welzheim, Öhringen, Schirenhof, Buch, Walldürn und Heidenheim lassen Einteilung und Konstruktion des Bades erkennen. Voraussetzung für die Anlage des Bades ist die Fußbodenheizung oder Unterbodenheizung (hypokaustum) — eine im ausgehenden 2.Jh. v.Chr. gemachte Erfindung für das Beheizen von Fischbecken.





Plan: Kastellbad von Walldürn, Neckar-Odenwald-Kreis


A Auskleideraum (apodyterium) – F Kaltbad (frigidarium) mit P Kaltwasserbecken (piscina) – S Schwitzbad (sudatorium) beheizt von dem danebenliegenden Raum. - H - T Laubad (tepidarium) – C Warmbad (caldarium) mit eingebauten Wannen Cl und C 2 - H Heizraum (praefurnium).



Lit.: D. Planck, Die Römer in Baden-Württemberg 1976, 140ff. und 144 Abb.






Plan: Kastellbad im Lagerdorf Rainau-Buch


Das Badegebäude liegt etwa 100 m nordöstlich der Nordostecke des Kastells, oberhalb der Einmündung des Ahlbaches in die Jagst. Es können 3 Bauphasen unterschieden werden:


1. Bauphase:


Man betritt von Westen kommend den vor dem Kaltbad C gelegenen Auskleideraum (apodyterium). Hier werden die Kleider auf Bänken abgelegt.

Von dem Auskleideraum gelangt man durch das Kaltbad C (frigidarium) in das Schwitzbad D (sudatorium), wo der eigentliche Badevorgang beginnt. Dann begibt man sich in das Laubad (tepidarium) - in die beiden Räume F und G. Hier wird gewaschen und massiert.

Der Hauptraum des Bades ist das Warmbad H (caldarium) mit dem angebauten Badebecken I. Nördlich des Warmbades liegt die Heizanlage J. Über das Laubad (F und G) kehrt man zur Abkühlung in das Kaltbad (C) zurück.


2. Bauphase:


In der 2. Hälfte des 2.Jh. n.Chr. wird das Bad umgebaut: Die Räume südlich des Kaltbades C werden vergrößert. Der Eingang liegt jetzt im Süden, wo man über einen porticusartigen Gang A in einen großen Versammlungsraum B gelangt. Die nach Norden folgenden Baderäume der 1. Bauphase bleiben bestehen. Das Schwitzbad D der 1. Bauphase wird zu einem Kaltwasserbecken umgebaut und nach Westen ein größeres Schwitzbad E angebaut.


3. Bauphase:


In der 1. Hälfte des 3.Jh. n.Chr. wird das Bad wahrscheinlich während der Alamanneneinfälle 233/234 n. Chr. teilweise zerstört und wieder aufgebaut: Der Vorbau A wird aufgegeben. Er wird von einer auf Holzstützen errichteten kleinen Vorhalle abgelöst. Kaltbad C und Laubad F bleiben bestehen. Laubad G wird jetzt als Warmbad (caldarium) benutzt. Das Warmbad H wird aufgegeben.

Die schwarz ausgezogenen Mauern sind heute restauriert (Abb. 96).


Lit.:W. Beck, D. Planck, Der Limes in Südwestdeutschland (Stuttgart 1980) 124ff.




Raststation (mansio) - Wohnhaus des Kommandanten


Südlich des Kastellbades sind zwei Steingebäude nachgewiesen, die baulich eine Einheit bilden: ein Wohnhaus und ein kleines Badegebäude. Das Wohnhaus mit einem vorspringenden Mitteltrakt hat einen repräsentativen Charakter und paßt nicht zu den genormten Holzhäusern (canabae) im Lagerdorf. Vielleicht handelt es sich um eine Raststation (mansio) für durchreisende Offiziere, Beamte, Kaufleute oder eventuell um das Wohnhaus des Lagerkommandanten. Das zu dem Wohnhaus gehörende Badegebäude hat ein großes Warmbad, ein Kaltbad und einen Raum mit Kanalheizung. Die Fundamente der beiden Gebäude sind restaunert und können besichtigt werden.


Lit.: D. Planck, Archäologische Ausgrabungen 1980, 101ff.







vorher nachher
zum vorigen Abschnitt zum folgenden Abschnitt

Zur Zugangsseite des Limesmuseums
philipp.filtzinger@uni-tuebingen.de