vorher nachher
zum vorigen Abschnitt zum folgenden Abschnitt





3. Weiheinschrift

für Mercur im Lagerdorf Rainau-Buch



Die Bewohner der Provinzen übernehmen die von den Soldaten mitgebrachten neuen römischen Götter in dem gleichen Maße wie sie die entwickeltere römische Kultur annehmen.

Abb. 97 Inschriftbasis für eine Mercurstatue, geweiht von Iulius Ruincus. FO: Lagerdorf Rainau-Buch.


29 Basis für eine Mercurstatue


geweiht von Julius Ruincus



Inschrift


[MERC]VRIO DE[O] / SIGNVM IVL [PE] /

RVINCVS EX [VO]/TO SVSCEPTO V(otum)

S(olvit) [L(aetus) L(ibens) M(erito)]




Übersetzung


Dem Gotte Mercur hat Julius Peruincus gemäß eines Gelübdes ein Bildnis aufstellen lassen und damit sein Gelübde eingelöst froh und freudig nach Gebühr.

Sandstein. - H. 45 cm, Br. 61 cm, T. 22 cm. - Inv. R L 80. - FO: Rainau-Buch, Ostalbkreis, im Lagerdorf (vicus) ausgegraben (Abb. 97).

Von der Mercurstatue sind auf der Inschriftbasis nur noch die Füße und daneben Teile des Ziegenbockes, des dem Gotte heiligen Tieres, erhalten.



Mercur


Mercur (merces, edis f. Lohn, Bezahlung; mercari, handeln, kaufen) ist durch seinen Namen als Handelsgott gekennzeichnet Er ist Gott des Handels und Verkehrs, des Reichtums und Gewinns. Als solcher erscheint er auf Inschriften und Bildwerken zusammen mit Fortuna und Minerva. Wie bereits erwähnt, ist die Zahl der Mercurdenkmäler von allen Provinzen des römischen Reiches in den gallisch-germanischen Provinzen am häufigsten. Der römische Soldat und der Kaufmann, der als erster in die neue Provinz kommt, entdeckt in der Hauptgottheit der keltischen Stämme und in dem germanischen Wuotan wohl die Züge seines Mercurius und nennt deren Götter Mercur.

Nach Tacitus sind Mars, Hercules und Mercur geradezu eine germanische Göttertrias. Die Dichter übertragen die griechischen Vorstellungen des Gottes Hermes auf Mercur: als Seelenführer und Erfinder der Lyra.


Mercur wird dargestellt: mit Mäntelchen, Flügelhut, Flügelschuhen, gelegentlich zusammen mit Fortuna, Minerva und Apollo. Seine Attribute sind: Schlangenstab, Beutel, Ziegenbock, Hahn und Schlange (s. o.).



Lit.: G. Wissowa, Religion und Kultus 1971, 304ff.





30 Brunnen


Brunnenrolle (N). - FO: Stuttgart-Bad Cannstatt. - Holzeimer mit Eisenbändern. - FO: Öhringen, Hohenlohekreis.

Holzverschalung. — Eichenholz. — L. der Hölzer 1,35 bis 1,40 m. - Brunnenschacht o. i. Dm. 80x80 cm. — Inv.R 73. - FO: Sulz a. N., Kr. Rottweil






Brunnen im Lagerdorf


Das Lagerdorf (vicus) mit den Holz- und Fachwerkbauten braucht wegen der Feuergefahr zahlreiche Brunnen: Schöpf- und Ziehbrunnen. Im Bereich der B 290 im Lagerdorf Rainau-Buch sind 13 Brunnen ausgegraben worden. Der bis unterhalb des Grundwasserspiegels abgeteufte Brunnenschacht kann im Querschnitt rund oder rechteckig, mit Trockenmauerwerk gebaut oder holzverschalt sein. Die Brunnen in Rainau-Buch sind bis zu 10 m tief und könnten teilweise heute noch benutzt werden.

Die Brunnen waren überdacht. Über eine Rolle läuft ein Seil, an dem der mit eisernen Bändern versehene Holzeimer in den Schacht hinabgelassen wird.



Lit.: 0. Paret, Die Römer in Württemberg Bd. 3 (Stuttgart 1932) 97ff.






31 Modell einer Fußbodenheizung (Hypokaustum). M 1:10


Fußboden auf Pfeilerchen – Suspensura



Die Fußbodenheizung (Hypokaustum) hat C. Sergius, Orata zu Anfang des 1.Jh.v.Chr. für das Beheizen seiner Fischbecken bei Baiae (bei Neapel) erfunden:

Kleine Steinpfeilerchen oder mit Ziegelplatten (later) aufgebaute 0,40 bis 1,20 m hohe Pfeilerchen werden auf den Boden gestellt.

Auf die Stein- oder Ziegelpfeilerchen legt man Ziegelplatten oder Natursteinplatten von 50 bis 70 cm Seitenlänge. Dadurch entsteht der sogenannte schwebende Fußboden: Suspensura. Auf den „schwebenden Fußboden“ wird sodann ein Gemisch von Kalkmörtel und Ziegelschlag aufgetragen und auf der Oberseite geglättet. Vor den Wänden aufeinandergesetzte Hohlziegel

(tubi) lassen einen Hohlraum in den Wänden entstehen.



Heißluft heizt Fußboden und Wände


In den Hohlraum zwischen dem unteren Boden und dem „schwebenden Boden“ wird von dem Heizraum (praefurnium) aus heiße Luft durch Kanäle geleitet. Die Heißluft streicht unter dem Fußboden entlang und heizt diesen. Von dem Boden zieht die Heißluft durch den Hohlraum der Wände nach oben und durch einen Kamin ab. Das heiße Wasser für die Badebecken kommt von Metallbehältern, die über den Heizkanälen eingebaut sind.




Lit.: D. Planck, Die Römer in Baden-Württemberg 1976, 142f.





32 Bronzedeckel


mit Eingravierungen verziert. - Dm. 1,01 m, Inv. Nr. R 149, 35. - FO: In einem Brunnen im Bürgkastell Öhringen, Hohenlohekreis.




Lit.: Haug-Sixt 1914, 604 ff.







vorher nachher
zum vorigen Abschnitt zum folgenden Abschnitt

Zur Zugangsseite des Limesmuseums
philipp.filtzinger@uni-tuebingen.de