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2. Ausgrabungsplan:


Rainau - Buch

Ein Lagerdorf am rätischen Limes


Die neue Trasse der Bundesstraße 290 durchkreuzt das Lagerdorf (vicus) des Kastells Rainau-Buch. Vor Beginn der Straßenbauarbeiten untersuchte das Landesdenkmalamt, unterstützt von Kreisarchivar Bernhard Hildebrand, das Gelände in den Jahren 1976—1980. Damit wurde zum ersten Male ein Lagerdorf am rätischen Limes systematisch ausgegraben.




Händler, Marketender in Fachwerkbauten


Das Dorf erstreckt sich im wesentlichen südlich des Kastells. Hier siedelten die Angehörigen der Soldaten, außerdem Handwerker, Händler, Marketender, Krämer, Wirte - sie alle profitierten von den Soldaten im Lager. Kneipen und das Bad waren Mittelpunkte der Unterhaltung und Entspannung.

Die Wohnhäuser, 50x20 m große Fachwerkbauten, kehrten die Giebelfront der Straße zu. In den holzverschalten Kellern und Gruben lagen Keramik, Münzen, Tierknochen, eiserne und bronzene Waffenbestandteile sowie Gerätschaften der Handwerker. Hervorzuheben sind eine Bronzeschüssel, eine langstielige Bronzegriffschale (Opferschale) mit Widderkopf. Sie ist im 1.Jh. n. Chr. in Campanien in Italien hergestellt worden.

Eine Grube war gefüllt mit kleingeschlagenen Steinbildwerken von mindestens 5 Reliefs — darunter die Inschriftbasis einer Mercurstatue (Nr. 29).




10 m tiefe Brunnen


Das Wasser schöpfte man aus 10 m tiefen, holzverschalten Brunnen. Diese hatten bei der Ausgrabung teils noch eine starke Wasserzufuhr. In den Brunnen haben die Bewohner des Lagerdorfes im 3.Jh. n. Chr. vor den anrückenden Alamannen ihr Hab und Gut:

Bronzegeschirr, Eisengeräte, Bronzefigürchen etc. versteckt, in der Hoffnung, diese wieder bergen zu können, wenn die Gefahr vorüber wäre.


Die Funde aus den Brunnen 7, 9 und 13 sind in den Vitrinen 38 bis 44 im Innenhof des Erdgeschosses ausgestgellt.


Abb. 95 Freilichtmuseum Rainau-Buch mit Limeswanderweg zu den ausgegrabenen römischen Denkmälern. Achtung: grosse Datei!


Lit. D. Planck, Archäologische Ausgrabungen 1975, 56ff.; 1976, 40ff.; 1977, 75ff.; 1978, 52ff.; 1979, 100ff.; 1980, 101ff. — Ders., Das Limesfreilichtmuseum Rainau-Buch (Stuttgart 1983).






Grabungsfotos


1 Limespalisade südlich von Schwabsberg während der Ausgrabung 1976 - datiert in das Jahr 165 n. Chr.


2 Rainau-Buch, Kastelldorf (vicus)

Im Jahre 1979 wurde südlich des Kastellbades eine Herdstelle aufgedeckt. Dort fand man ganz erhaltene Tongefäße, die in Vitrine 21 gezeigt werden.


3 Limespalisade

Von der Limespalisade in Schwabsberg sind die senkrecht stehenden und die halbierten Eichenlängshölzer zur Stabilisierung erkennbar. Die Eichenpalisade wird im Obergeschoß in Vitrine 2 gezeigt.


4 Eichenpfähle der Torhalle

Die Grabung 1979 im Bereich des Stabsgebäudes des Kastells Aalen erbrachte Eichenständer einer älteren Holzbauphase, die in das Jahr 160 n. Chr. datiert sind. Ausgestellt in Vitrine 13 im Obergeschoß.


5 Limestor

Das Limestor bei Dalkingcn während der Ausgrabung 1973. Deutlich erkennbar ist die mit Netzmauerwerk verzierte Fassade.


6 Ziegelofen

Östlich des Kastells Buch wurde 1979 bei Baggerarbeiten eine Ziegelei entdeckt. Von dem rechteckigen Ziegelofen sind die Heizkanäle hier deutlich erkennbar.


7 Holzbauten im Lagerdorf

Ausschnitt aus dem Kastellvicus Rainau-Buch während der Ausgrabung 1979. Deutlich erkennbar sind dunkle Verfärbungen römischer Holzbauten.


8 Erdkeller

Holzverschalte Erdkeller im Kastellvicus Buch. Ausgrabung 1977.


9 Brunnen

Holzbrunnen im Kastellvicus Buch mit doppelter Eichenverschalung, die mit Hilfe der Eichenjahrringchronologie in das Jahr 215 n. Chr. datiert ist. Auf der Sohle des Brunnens befand sich der im Innenhof ausgestellte Hortfund.


10 Herdstelle

Unter dem Kastellbad Buch fanden sich Spuren älterer Zivilbauten und eine in ihrer Konstruktion bisher einmalige Herdstelle.


11 Bronzegefäße

Nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche fanden sich in einer Grube innerhalb des Kastellvicus 2 Bronzegefäße. Die Stielpfanne mit Widderkopf ist in Vitrine 20 ausgestellt.


12 Brunnen

Große runde Verfärbungen innerhalb des Kastellvicus von Buch: Es handelt sich um einen während der römischen Zeit aufgegebenen und mit Erde aufgefüllten Brunnen.


13 Bad — balneum

Das Kastellbad von Buch während der Ausgrabung im Jahre 1976.


14 Schwitzbad – sudatorium. Rechteckiger Raum mit Fußbodenheizung (hypocaustum). Nach der Lage und Konstruktion handelt es sich um das Schwitzbad (sudatorium) der älteren Bauphase.


Abb. 96 Kastellbad Rainau-Buch mit Kaltbad (C), Schwitzbad (D), Laubad (F.G) und Warmbad (H)

Abb.96





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philipp.filtzinger@uni-tuebingen.de