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7. Bewaffnung der Legion
Die Bewaffnung der Legion des kaiserzeitlichen Heeres kann an Hand der literarischen Nachrichten, bildlichen Darstellungen und vor allem der erhaltenen Originale rekonstruiert werden. Es ist erstaunlich, wie geringfügig sich die Waffen über die Jahrhunderte hinweg geändert haben. Dem Legionsinfanteristen (miles) dienen als Schutzwaffen Helm (cassis), Panzer (lorica), Schild (scutum) und als Angriffswaffen Wurflanze (pilum), Schwert (gladius) und Dolch (pugio).
Helm
In der 1. Hälfte des 1.Jh. n. Chr. tragen die Legionare einen innen mit Leder oder Stoff gefütterten halbkugeligen Helm aus Bronze oder Eisen mit waagerechtem, halbmondförmigem Nackenschutz, Wangenklappen, quergestelltem Stirnbügel und konischem Helmbuschträger (Vitrine 4). Um die Jahrhundertmitte ändert sich diese Helmform. Die Helmhaube wird hinten verlängert, weiter in den Nacken gezogen und der untere Helmrand für die Ohren bogenförmig ausgeschnitten. Auf dem breiter gewordenen, im stumpfen Winkel abstehenden Nackenschutz wird ein Bronzebügel zum Tragen des abgesetzten Helmes befestigt (Vitrine 5). Ein im Legionslager Mainz gefundenes Relief und Reliefs der Traianssäule zeigen, wie die Legionare den abgesetzten Helm während des Marsches an einem auf dem Rücken befestigten, über die rechte Schulter hängenden schmalen Riemen mit Haken auf der Brust tragen.
Auch die Reiterhelme (Vitrine 6) haben den weit heruntergezogenen breitkrempigen Nackenschutz. Bei Paraden und Festlichkeiten schmücken die Legionare ihre Helme mit einem Helmbusch oder Helmkamm (crista) aus Federn oder Roßhaaren in der Längsrichtung. Die Centurionen (Hauptleute) tragen den Helmkamm quer (transversa crista 7,6). Die Reiter benutzen bei Paraden und Reiterspielen Gesichtshelme (Vitrinen 7 und 8). In der Baugrube des Limesmuseums wurde ein Gesichtshelm ausgegraben (Vitrine 12).
Panzer
Die Offiziere vom Centurio aufwärts bis zum Kaiser tragen im 1. und 2.Jh. n. Chr. einen sog. Muskelpanzer aus Metall (OG 15. Vitrine 1. 7,7). Der Panzer ist in zwei Schalen gearbeitet, die innen mit Stoff oder Leder gefüttert sind und durch Scharniere zusammengehalten werden. An den Panzerrändern angebrachte Lederstreifen in Form von breiten Fransen (pteryges) schützen den Körper gegen den Druck der Metallränder. Im 2.Jh. n. Chr. kommt neben dem glatten Muskelpanzer ein Schuppenmuskelpanzer in Gebrauch. Die unteren Dienstgrade und Soldaten begnügen sich mit einfachen Leder- und Metallpanzern, deren Formen vom 1. bis 3.Jh. n. Chr. variieren. Lederkoller (lorica 7,1), Kettenpanzer (lorica hamata 7,4), Lamellenpanzer, Schuppenpanzer (lorica squamata 7,6) und Schienenpanzer (lorica segmentata 7,5) sind teils gleichzeitig in Benutzung, wie die Reliefs der Traianssäule zeigen. Im 3.Jh. n. Chr. kommen Helm und Panzer aus der Mode. Auf den Grabsteinen dieser Zeit werden die Soldaten nur mit Tunica, Hosen und Mantel bekleidet dargestellt. Panzer werden nun von Spezialeinheiten getragen (EG 68).
Schild
Der Schild (scutum. Vitrine 4 und 5) des Legionars kann viereckig, sechseckig oder oval sein. Er ist aus Holz gearbeitet, mit Leder bespannt und auf der Feindseite mit Beschlägen verziert. Blechstreifen schützen den Schildrand gegen Hieb und Stoß und ein eiserner Schildbuckel (umbo) ist Schutz für die Hand, die den Schild an der Schildfessel (ansa) hält. Die Kavallerie benutzt leichtere Rund- oder Sechseckschilde (parma. Vitrine 3).
Wurflanze
Das seit dem 3.Jh. v. Chr. im römischen Heer bezeugte Pilum (Wurflanze. Vitrine 4. OG 18) hat Caesar als Infanteriewaffe eingeführt. In der Kaiserzeit werden Kurz- und Langpila unterschieden. Vom 3.Jh. n. Chr. an hat man unter der Pilumspitze kropf- oder kugelförmige Verstärkungen angebracht, um den Schwerpunkt der Waffe nach vorn zu verlagern. Noch im 4.Jh.n. Chr. existiert das Pilum unter dem Namen Spiculum. Die Franken und Alamannen benutzen eine dem Pilum sehr ähnliche Wurflanze, die sie Ango nennen (Abb. 35).
Kurzschwert
Den Gladius (Kurzschwert. Vitrine 4 und 5) haben die Römer nach Angaben des Polybios während des 2. punischen Krieges von den Iberern übernommen. Im 1.Jh. n. Chr. sind die Legionare ausschließlich mit dem als Stichwaffe dienenden Gladius bewaffnet, während die Auxiliarsoldaten auch ein Langschwert (spatha. Vitrine 6) als Hiebwaffe gebrauchen. Im Verlaufe des 2. und 3.Jh.n. Chr. hat dann die Spatha den Gladius abgelöst. Vegetius kennt im 4.Jh. n. Chr. nur noch die Spatha als Schwert des Legionars. Die bis zu 1 m lange Spatha hat eine schmale, zweischneidige Klinge, die damasziert sein kann.
Das Limesmuseum besitzt ein in der Beneflciarierstation Hofstett a. St. (bei Geislingen, Kr. Göppingen) an der römischen Alblimesstraße von Urspring nach Heidenheim gefundenes messingtauschiertes ‚Dosenortband‘ (Vitrine 6), das sehr wahrscheinlich zu einem sog. Ringknaufschwert gehört. Das Ringknaufschwert, dessen Parierstange und Knauf tauschiert sein können, scheint im 3.Jh. n. Chr. zur Ausrüstung der Beneflciarier gehört zu haben.
Dolch
Den Pugio (Dolch. Vitrine 4 und 5) haben die Römer wahrscheinlich von den Etruskern übernommen. Im 1.Jh. n. Chr. ist die Dolchscheide häufig mit geometrischen und vegetabilischen Ornamenten tauschiert. Im Kastell Risstissen (Alb-Donau-Kreis) wurden zwei tauschierte Dolchscheiden gefunden. Gladius und Pugio tragen die Soldaten an Koppel (cingulum) und Schulterriemen (balteus).
Lit.: L. Lindenschmit, Tracht und Bewaffnung des römischen Heeres während der Kaiserzeit (Braunschweig 1882). —J. Alfs, Der bewegliche Metallpanzer im römischen Heer, in: Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde NF 7 (Berlin 1940—1942) 69—125. — H. v. Petrikovits, Streitkräfte 1967.— Römer am Rhein 1967. - G. Ulbert, Römische Waffen des 1.Jh. n. Chr., in: Limesmuseum Aalen 4, 1968. - H. R. Robinson, The Armour 1975. — H. v. Petrikovits, Rheinische Geschichte Bd. 1 (Düsseldorf 1978) 319. — G. Ulbert, Artikel ‚Bewaffnung‘ in Hoops Reallexikon der Germanischen Alterturnskunde, 2. Auflage Bd. 2 (1976).- H. R. Robinson, Problems in reconstructing Roman Armour, in: Bonner Jahrb. 172, 1972, 24ff.
Foto: Grabstein des Legionars Caius Valerius Crispus. Sandstein. - H. 1,05 m. - FO: Wiesbaden. -AO: Mus. Wiesbaden. - Ende 1.Jh. .n. Chr. (Abb. 38).
C. Valerius Crispus trägt einen Helm (cassis) mit Helmbusch, einen bis zu den Oberschenkeln reichenden Lederpanzer (lorica) mit Fransen an den Ärmeln und eine kurze, dem Anschein nach lederne, geschlitzte Hose (braca). Die Schultern werden von Lederklappen (umeralia) geschützt. An der Halsöffnung wird das Halstuch (focale) sichtbar. An einem über die linke Schulter gelegten Riemen (balteus) hängt an seiner rechten Seite das Schwert (gladius) und an dem mit Metallplättchen beschlagenen Gürtel (cingulum) an der - durch den Schild verdeckten - linken Seite der Dolch (pugio). Zum Schutze des Unterleibes hängen vorne am Gürtel mit Bronzeplättchen belegte Riemen. In der Rechten hält er das Pilum (Wurflanze) und in der Linken den Rechteckschild (scutum), dessen offenbar aus Bronzeblech getriebener Schildbuckel (umbo) die Form eines Widder- oder Stierkopfes hat.
Aus der Inschrift geht hervor, daß C. Valerius Crispus Soldat der Legio VIII Augusta war, aus Berta in Macedonien stammte und nach 21 Dienstjahren mit 40 Jahren starb.
Die Legio VIII Augusta stand bis zum Jahre 69 n. Chr. in dem Legionslager Novae in der Provinz Moesien, wo sie sehr wahrscheinlich zahlreiche Rekruten aus der Provinz Macedonien erhielt, unter diesen auch C. Valerius Crispus. Von ihrem späteren Standort Straßburg/ Argentorate aus (nach 71 n. Chr.) hat die 8. Legion am Feldzug des Cn. Pinarius Cornelius Clemens 73/74 n. Chr. in das obere Neckartal und an den Chattenkriegen 83-85 und 89 n. Chr. im Taunus und in der Wetterau teilgenommen. Während dieser Feldzüge ist C. Valerius Crispus wahrscheinlich gefallen und wurde in Wiesbaden bestattet.
Lit.: Germania Romana2 III Die Grabdenkmäler (Bamberg 1926) 29 Taf. 3,1. —L. Lindenschmitt, Tracht und Bewaffnung 1882, 20 Taf. 4.- G. Ulbert, Römische Waffen 1968 Taf. 12.
Vitrine 4
Bewaffnung der Legion
1. Helm (cassis). - Kupferlegierung mit silbrig glänzendem Metall überzogen (N). - H. 19,8 cm. - FO: Neuss. - AO: Mus. Neuss. - 1. Hälfte 1.Jh. n.Chr. Der halbkugelige Helm (‚Hagenau-Typ‘) hat auf seinem Scheitel einen konischen Helmbuschträger. An den beiden Seiten ist je ein Scharnierblech für die -verlorengegangenen - Wangenklappen mit 2 Nieten befestigt. Der halbmondförmige Nackenschutz hat eine Durchbohrung, in der ein Haken oder Ring zum Tragen des Helmes befestigt war. Auf der Oberseite des Nackenschutzes ist eine noch nicht entzifferte Besitzerinschnft eingekratzt.
Besitzerinschrift
auf einem in Burlafingen, Kr.Neu-Ulm gefundenen Helm
Bei Waffeninschriften wird meist zuerst der Name des vorgesetzten Centurionen und an zweiter Stelle der Name des Eigentümers genannt. Ein im Jahre 1959 in einer Kiesgrube in Burlafingen (Kr. Neu-Ulm) gefundener Legionarshelm des gleichen Typus (G. Ulbert, Römische Waffen 1968 Taf. 19), hat auf dem Nackenschutz die Besitzerinschrift: LE(gio) XVI> (centuria) Arabi, M(arci) Munati, d. h. 16. Legion, Centurie des Arabus, (Helm) des Marcus Munatus. Davor steht noch eine zweite Besitzerinschrift, die absichtlich verwischt wurde, während die Legionsbezeichnung unbeschädigt blieb. Daraus geht hervor, daß der Helm innerhalb der 16. Legion den Besitzer gewechselt hat. Es gibt Helme mit bis zu 3 verschiedenen Besitzerinschriften. Der Helm von Burlafingen ist ein Zeugnis dafür, daß die 16. Legion zur Zeit der augusteischen Offensive in Oberschwaben war. Seit Herbst 14 n. Chr. lag die 16. Legion in Mainz/Mogontiacum. Die Waffen waren Eigentum des römischen Heeres.
Lit.: H. V. Petrikovits, Novaesium. Führer des Rheinischen Landesmuseums Bonn Nr. 3 (Köln—Graz 1957) 70 Nr. 4. — Altertümer unserer heidnischen Vorzeit (AuhV) Bd. 5 Taf. 34 Nr. 567, 568.- A. Radnoti, Ein Legionarshelm aus Burlafingen, in: Wagner Festschrift (München 1962) 155ff.— G. Ulbert, Römische Waffen 1968 Taf. 19 bis 21.
Abb.38 Grabstein des C.Valerius Crispus, Sandstein. H 2,16 m. FO und AO: Wiesbaden. Ende 1.Jhd.n.Chr. |
2. Kurzschwert (gladius). - Eisen, Griff mit Silberblech verkleidet (N). - L. 72 cm. - FO: Rheingönheim, Kr. Speyer. AO: Mus. Speyer. - 1.Jh.n. Chr.
Der Gladius hat allgemein eine 40 bis 60 cm lange Klinge (lamia) aus Eisen, die beiderseits scharf geschliffen ist und eine gehärtete Spitze (mucro) besitzt. Die mit der Klinge geschmiedete Griffangel wird von einem 12 bis 18 cm langen Griff (capulus) aus Holz (das bisweilen mit Metall überzogen ist), Bein oder Elfenbein umschlossen. Der Knauf ist gewöhnlich rund oder ellipsoid. Selten besteht er aus 2 flachen linsenförmigen Teilen. Das Mittelstück des Griffes, die Hilze, besitzt gewöhnlich vier horizontale Riefen zum Einlegen der Finger. Ein stark gewölbter Bügel bildet das Griffunterteil.
Scheide — Ortband
Die Scheide (vagina) besteht aus zwei holzgefütterten Eisenblechschalen oder mit Leder überzogenen Holzschalen, die an den Kanten durch gefalzte Bronzeblechstreifen zusammengehalten werden. Die Bronzeblechstreifen enden an der Spitze in dem sog. Ortband. Für das 1.Jh. n. Chr. sind knopfförmige Ortbänder charakteristisch. Die runden und trapezförmigen Ortbänder gehören in das 2.Jh. n. Chr. und die sog. Dosenortbänder in das Ende des 2. und 3.Jh. n. Chr. Über die Scheidenschalen ist oben ein bronzenes Scheidenmundblech geschoben. Darunter sind 2 profilierte Tragbügel mit Schlaufen, in denen Ringe hängen, angebracht. Die Ringe dienen zur Befestigung des Schwertes am Traggurt (balteus). Die Scheidenvorderseite ist häufig mit figürlichen oder ornamentalen Bronzeblechen verziert.
Der Name des Waffenschmiedes kann auf der Klinge, Angel, unter dem Bügel oder auf der Scheide stehen. Gelegentlich wird auch der Fabrikort genannt, zum Beispiel Ara Ubiorum/Köln, Aquae Helvetiae/Baden an der Limmat. Der Gladius wird von den Soldaten an der rechten Seite getragen. Feldzeichenträger (aquilifer, signifer) tragen den Gladius links.
Lit.: Die Römer am Rhein 1967, 205 Nr. C 31.— V. v. Gonzenbach, Tiberische Gürtel- und Schwertscheidenbeschläge mit figürlichen Reliefs, in: Helvetia Antiqua, Festschrift für Emil Vogt (Zürich 1966) 183ff.— Fiebiger, RE Gladius VII 1372ff.— G. Ulbert, Römische Waffen 1968 Taf. 2 bis 6;— ders., Gladii aus Pompeji. Vorarbeiten zu einem Corpus römischer Gladii, in: Germania 47,1969, 97ff. - H. Schoppa, Ein Gladius vom Typus Pompeji, in: Germania 52,
1974, 102ff.
3. Dolch (pugio). - Eisen. - L. 36,5 cm. - Inv. R.120,8.- FO: Mainhardt, Kr. Schwäbisch Hall. — 2./3.Jh.n.Chr.
Der Dolch (pugio) hat eine 20 bis 25 cm lange und 4 bis 7 cm breite zweischneidige Klinge aus Eisen mit Mittelrippe oder mehreren Blutrillen. Die Klinge ist im oberen Teil meist kräftig eingezogen und endet in einer lang ausgezogenen Spitze. Die mit der Klinge geschmiedete Griffangel wird beiderseits von je einer Beinplatte und einer darüber gelegten eisernen Deck-schale umschlossen, die in der Mitte eine knopfartige Verdickung und einen linsen- oder doppellinsenförmigen Griffknopf bilden. Der Griff kann auch aus Holz sein. Die Dolchscheide besteht aus mit Leder überzogenen Holz- oder Metallschalen. Die mit Holz gefütterten Bronze- oder Eisenblechschalen sind seitlich ineinander gefalzt und werden durch Metallzwingen zusammengehalten. An den Zwingen sind zwei oder vier Eisenringe angebracht, an denen der Dolch am Gürtel befestigt wird. Im 1.Jh. n.Chr. ist die Schauseite der Dolchscheide häufig mit geometrischen und vegetabilischen Ornamenten verziert, die silber-, messing-, kupfertauschiert und emailliert sein können (Abb. 39).
Lit.: A. Neumann, RE XXIII Pugio 1949ff.— K. Exner, Römische Dolchscheiden mit Tauschierung und Emailverzierung, in:Germania 24, 1940, 22ff.— G.Ulbert, Der Legionarsdolch von Oberammergau, in: Wagnerfestschrift (München 1962) 175ff.— ders., Silbertauschierte Dolchscheiden aus Vindonissa, in: Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 1961/62,5ff.— ders., Römische Waffen 1968 Taf. 7 bis 11.— Edith B. Thomas, Römischer Legionarsdolch von Dunaföldvar, in: Folia Archaeologica 20 (Budapest 1969) 25ff.— G. Ulbert, Artikel ‚Bewaffnung’ in Hoops Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 2.Auflage Bd. 2 (1976).
Abb.39 Dolch (pugio), L. 23,4 cm und 2 messingtauschierte Scheiden. Eisen. FO: Rißtissen, Alb-Donau-Kreis. 1.Jhd.n.Chr. |
4. Gürtel (cingulum). — Bronze gegossen und versilbert (N). - L. einer Gürtelplatte etwa 5 cm. FO: Rheingönheim, Kr. Speyer. AO: Mus. Speyer. - 1.Jh. n. Chr.
5. Rechteckschild (scutum). - Holz mit Leder überzogen. Metallteile aus Bronze- und Eisenblech (N). —H. 81,2 cm.
Der halbzylindrische Rechteckschild gehört zur Ausrüstung der schweren Infanterie. Er besteht aus leichten, mit Leinwand beklebten Holzleisten, die mit Leder überzogen sind. Die Handhabe an der Schildfessel (ansa) wird nach außen durch den Schildbuckel (umbo) geschützt. Der Schildbuckel kann verziert sein. Bei den Ausgrabungen werden meist nur die Metallteile gefunden. Ganz erhaltene Schilde sind wegen des vergänglichen Materials eine große Seltenheit. In Dura-Europos am mittleren Euphrat (Mesopotamia) wurden Holzschilde (Oval- und Rechteckschilde) aus dem 3.Jh.n. Chr. gefunden. Sie sind mit Zeugstoff, Leder oder Pergament überzogen und bemalt.
Die Bespannung der Schilde besteht meist aus Rindsleder, seltener aus Ziegenleder. In dem Legionslager Vindonissa in der Nordschweiz wurden auch Schildüberzüge aus Leder (tegimenta scutorum) gefunden, auf denen Ledertäfelchen in Form der Tabula ansata aufgenäht waren, die in Durchbruchtechnik die Legion nennen LEG (io) XI C(laudia) P(ia) F(idelis). Während des Marsches wird der Schild von den Soldaten an einem Riemen auf dem Rücken getragen.
Lit.: H. Klumbach, Drei römische Schildbuckel aus Mainz, in: Jahrb. RGZM 13, 1966, 165ff.— A. Gansser-Burckhardt, Das Leder und seine Verarbeitung im römischen Legionslager Vindonissa, in: Veröffentl. d. Gesellschaft pro Vindonissa Bd. 1 (Basel 1942). — G. Ulbert, Römische Waffen 1968 Taf. 28 bis 30.
6. Pilum - Wurflanze. - Holz, Eisen(N). - L. 1,60 m.
Geschichte
Polybios (geb. ca. 201 v. Chr.) hat zum ersten Male das Pilum beschrieben. Er kennt ein schweres und ein leichtes Pilum. Aus der Zeit des Polybios wurden 35 Pila in den römischen Lagern bei Numantia (Nordspanien) gefunden (153 und 133 v. Chr.). Es sind Pila mit Zunge und mit Tülle. Die Zunge hat 2 Löcher für 2 Nieten oder Nägel. Nach Plutarch (geb. um 46 n. Chr.) läßt Marius vor der Schlacht bei Vercellae (101 v. Chr.) den einen Nagel, mit dem das Eisen an dem Holzschaft befestigt ist (das marianische Pilum muß also ein Zungenpilum gewesen sein) durch einen hölzernen Stift ersetzen, der bei der geringsten Belastung zerbricht. Dadurch soll sich das Eisen an der Einsatzstelle lösen, umbiegen und herabhängen, wenn das Pilum mit der Spitze in dem Schild des Gegners festsitzt.
Diese Maßnahme scheint sich nicht als sehr erfolgreich erwiesen zu haben, denn zur Zeit Caesars ist das Eisen wieder fest mit dem Holz verbunden. Das beweisen die in der Circumvallation Caesars bei Alesia (52 v. Chr.) (Dep. Cote d‘Or) gefundenen Pila, die große Ähnlichkeit mit denen von Numantia haben. In Alesia fanden sich Pila: 1. mit breiter Zunge und 2 Nagellöchem, 2. mit schmaler Zunge, einem Nagelloch und einer runden oder viereckigen Zwinge und 3. mit einer Tülle. Demnach scheint die in der Kaiserzeit übliche Befestigung des Eisens mit einer Zwinge schon in caesarischer Zeit eingeführt worden zu sein. Eine wichtige Neuerung in caesarischer Zeit ist das Härten der Pilumspitze, während man das übrige Eisen weich schmiedet.
Lit.: G. Ulbert, Römische Waffen 1968 Taf. 17. 18.
7. Mundstück eines Hornes (cornu), Bronze. -L. 17,5 an. Inv. R 218,5. — FO: Schramberg-Waldmössingen, Kr. Rottweil. - 1./2.Jh. n. Chr.
8. Zwei T-förmige Verbindungsstücke für Griffstange und Röhre eines Hornes (cornu). Bronze. -FO: Murrhardt, Rems-Murr-Kreis. 90 m SSW-wärts der Porta decumana des Kastells. - 1. Hälfte 2.Jh. n. Chr. - Leihgabe des Carl Schweizer Museums Murrhardt (Abb. 40).
1. Tülle und Röhre. Beiderseits der Röhre je ein vollplastisches Brustbild mit Helm, Panzer und Gorgonenhaupt, sehr wahrscheinlich Minerva und Mars (mit Vollbart) darstellend. Spitze abgebrochen. - L. noch 13,5 cm. — L. der Röhre 6 cm, im Licht 1,9 cm weit.
2. Von zwei Delphinen flankierte, vierkantige Spitze in Verlängerung der Tülle für den Holzgriff und quergestellte Röhre, auf der die Delphine mit ihrem Maul ansetzen. - L. 25,3 an. - L. der Röhre 5,4 cm, im Licht 2,6 cm weit.
Das auf der Traianssäule und gelegentlich auch auf Soldatengrabsteinen dargestellte Cornu (OG 17) ist ein kreisförmig gewundenes Horn mit quergestellter, glatter oder profilierter Griffstange, deren beide Enden verschieden gestaltet sein können. Die verschiedenartigen Verzierungen der Griffstangenenden sind möglicherweise als Unterscheidungsmerkmale der Truppenteile zu verstehen.
Lit.: 0. Paret, Fundber. aus Schwaben 13, 1952—1954, 64ff.
9. Pilumspitze, Eisen (N). L. 72,5 cm. - FO: Haltern. AO: Mus. Haltern.
Vitrine 5
Bewaffnung der Legion
1. Helm (cassis). - Aus Eisen getrieben, Bronzeblechverzierungen (N). — H. 29,6 cm. — FO: Aus dem Rhein bei Mainz-Weisenau. - AO: Mus. Worms (Abb. 41). Der kalottenförmige Helm (‚Weisenau-Typus‘) hat bogenförmig ausgeschnittene Ohraussparungen mit an die Helmhaube angenietetem, 1,7 cm vorspringendem Dach, das vor einem vom Helm abgleitenden Hieb schützen soll. Die Helmhaube ist in den Nacken gezogen. Der Nackenschutz paßt sich der Körperform an. Die bogenförmig in das Gesicht vorgezogenen Wangenklappen schützen die unter den Augen liegenden Partien, die Backenknochen und das Kinn. Der hintere Rand der Wangenldappen hat oben einen Ausschnitt für den unteren Teil des Ohres.
Der Helmrand wird von Bronzeblechbändchen eingefaßt. Am Stirnrand befindet sich ein breiter, mit 5 parallelen Rippen verzierter Blechstreifen. Darüber sind 2 geschwungene Flügel, im Nacken 3 parallele Rippen und auf dem Nackenschutz 2 halbmondförmige, terrassenartig abgesetzte Wülste aus der Helmwand herausgearbeitet. Zwei Blechrosetten verdecken die beiden Nieten, von denen die Scharnierbänder der Wangenklappen gehalten werden. Auf den Wangenklappen und dem Nackenschutz sind jeweils 3 weitere Rosetten angebracht. Ein sichelförmiger Stirnschutz verstärkt die vordere Helmpartie.
Auf dem Scheitel ist ein Blechband angenietet, das in der Mitte eine horizontale Röhre bildet, in die der Stift des Helmbuschträgers geschoben wird. Der aufgeschobene Helmkamm wird mit einem Lederriemen an einem an der Stirnseite des Helmes angebrachten Bronzehaken befestigt. Ein Bronzebügel auf dem Nackenschutz dient zum Tragen des abgesetzten Helmes.
Lit.: Altertümer unserer heidnischen Vorzeit (AuhV) 3 (1911) Taf. 22 Nr. 369,370. - H. Klumbach, Ein römischer Legionarshelm aus Mainz, in: Jahrb.RGZM 8, 1961, 96 ff., 103 Nr. 10 (Mainz-Weisenau). — Reiterhelme: W. C.Braat, Romeinische Helmen in het Rijksmuseum van Oudheden, in: Oudheidkundige Mededeelingen NR 20, 1939, 29ff.- G. Ulbert, Römische Waffen 1968 Taf. 22. 23.
2. Kurzschwert (gladius), sog. Schwert des Tiberius.
Klinge aus Eisen. — Reliefverzierte Scheide (L. 59 cm) aus vergoldeter Bronze (N). — FO: Mainz. — AO: London, British Museum. - Anfang 1.Jh. n. Chr. (Abb. 42).
Verzierung der Scheide — Germanicus vor Tiberius
Das Relief auf dem Mundblech der Scheide zeigt, wie Germanicus im 0ffizierspanzer mit Victoria - der Personifikation seiner Siege in Germanien 14-16 n. Chr. vor den Kaiser Tiberius tritt. Tiberius empfängt den Ankommenden auf einem Throne sitzend. Er streckt ihm die Rechte entgegen, während er sich mit der Linken auf einen ovalen Schild stützt, der die Inschrift FELlCITAS TIBERI (Glück des Tiberius) trägt Zwischen beiden steht im Hintergrund Mars mit Schild und Lanze und hinter Tiberius steht Victoria mit Schild, auf dem VIC(toria) AVG(usti) zu lesen ist.
In der Mitte der Schwertscheide ist ein Medaillon mit dem Kopf des Tiberius n. l. angebracht, darüber und darunter Bänder aus Eichenlaub. An der Spitze der Schwertscheide sind in einem oben und unten von profilierten Bändern begrenzten Fahnenheiligtum (aedes) ein Legionsadler (aquila) im mittleren Intercolumnium und je ein Feldzeichen links und rechts in den äußeren Intercolumnien dargestellt. Darunter eine weibliche Gestalt in Amazonentracht mit geschürztem Chiton, Halbstiefeln, Speer und Doppelaxt.
Die hier dargestellte Szene dürfte das Schwert in die Zeit nach dem Triumph des Germanicus in Rom über die Germanen im Jahre 17. n. Chr. datieren. Das an der unteren Scheide dargestellte Fahnenheiligtum (aedes), in dem der Legionsadler (aquila) und vermutlich 2 Manipelfeldzeichen (signa) aufgestellt sind, befindet sich in der Mitte der rückwärtigen Räume des Stabsgebäudes (principia). Es ist der Amtssitz des Legionskommandeurs in dem Legionslager (Abb. 43).
Lit.: H. Klumbach, Altes und Neues zum ‚Schwert des Tiberius‘, in: Jahrb. RGZM 17, 1970, 123ff.
3. Rekonstruktion eines Dolches (pugio). - Eisen, Holz. - L. 39 cm. - Auf der Scheide sind mit Rosetten verzierte Metallplättchen aufgenietet.
Annaius (8,2) trägt den Dolch an dem zweifach um den Leib geschlungenen Gürtel (cingulum) an der linken Seite. Gürtel und Dolchscheide sind mit Metallplättchen beschlagen, die eine Rosette als Verzierung besitzen. An dem Gürtel hängt vorne in der Mitte zum Schutze des Unterleibes ein schurzartiges, mit Metallplättchen beschlagenes Riemenwerk, das in Metall-anhängern endet.
Lit.: G. Ulbert, Römische Waffen 1968 Taf. 13 bis 17.
4. Ovalschild (parma) aus Holz mit Leder überzogen, Bronzebeschläg (N). — H. 84,5 cm.
Der Schildbuckel (umbo) sitzt auf einem vertikalen und horizontalen Blitzbündel aus Bronzeblech. In die dadurch abgeteilten vier Felder ragt je ein vom Schildbuckel ausgehender Flügel. Der Rand des Schildes wird von emem Bronzeblechstreifen eingerahmt (Abb. 31).
Lit.: C. Cichorius, Traiamsäule Textbd. 2 5. 57 Abb. 7 und 5. 89 Abb. 14.
5. Beinschienen (ocreae) aus Bronze, teilweise versilbert (N). — L. 37 cm. — Gr. Br. 14,5 cm. — FO: Regensburg. - AO: Mus. Regensburg.
Die Beinschienen sind dem Unterschenkel angepaßt. Der untere Rand ist nach vorn gebogen, um das Einschneiden des Blechrandes in den Spann zu verhindern. Die beiden Lappen links und rechts davon schützen die Knöchel. Der obere Rand ist nach vorn umgeschlagen. Er war in der Mitte durch eine Scharnieröse mit dem - -hier verlorengegangenen - Knieschutz darüber verbunden. Über und unter den Waden sind an den Seiten Ösen angenietet, in denen Ringe befestigt waren, durch die Bänder oder Riemen gezogen und hinten verknotet wurden.
Die seitwärts eingestochene Inschrift AVITIANI DE(curionis) nennt als Besitzer den Decurionen (Rittmeister) Avitianus. Auf der Vorderseite ist im Relief dargestellt: Mars zwischen zwei Schlangen, darüber zweihenklige Kanne, darunter Rosette und gefiedertes Dreiecksblatt. In den Zwickeln 4 Masken. Beinschienen durften nur Centurionen (Hauptleute) und Decurionen (Rittmeister) tragen.
Lit.: F. Drexel, Römische Paraderüstung, in: Strena Buliciana (Zagreb/Split 1924) 55ff. -J. Keins und H. Klumnbach, Der römische Schatzfund von Straubing (München 1951) 19ff. - J. Garbsch, Römische Paraderüstungen. Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte Bd. 30 (München 1978) 9ff.- H.-J.Kellner, Der römische Verwahrfund von Eining. Münchner Beiträge Bd. 29 (München 1978) 28ff.
6. Der Soldatenschuh (caliga) besteht aus einer dreifachen Sohle. Die untere Sohle ist mit bis zu 100 Nägeln (clavi caligares) benagelt. Die Mittelsohle ist aus einem Stück gefertigt und in zahlreiche Bänder ausgeschnitten, die über dem Reihen des Fußes und teilweise auch um die Fessel zusammengeschnürt werden. Die obere Sohle besteht aus feinerem Leder (Abb. 33). Auf den Grabdenkmälem und den Reliefs der Traianssäule tragen die Soldaten bisweilen auch einen glatt anliegenden, über die Knöchel reichenden Halbstiefel (calceus) oder einen Halbstiefel, der die Zehen frei läßt.
Lit.: AuhV IV (Mainz 1900) Taf. 37.
7. 2 Ziegelbruchstücke mit Abdruck eines Soldatenschuhes (caliga). FO: Württemberg. Inv. R. 74,813,197.
Karte: Geschichte der Legio VIII Augusta
In Aalen wurden Ziegel mit dem Stempel der LEG(io) VIII AVG(usta) gefunden.
Die Tradition der 8. Legion geht sehr wahrscheinlich auf die gallische Veteranenlegion Caesars zurück.
In welchen Provinzen die 8. Legion in nachcaesarischer Zeit stand, ist nicht überliefert. Sie ist im Jahre 14 n. Chr. im Legionslager Poetovio/Pettau in Pannonien bezeugt. Im Jahre 46 n.Chr. gehört sie zum mösischen Heer und hat in neronischer Zeit ihr Lager in Novae, von wo aus sie im Jahre 57 n. Chr. gegen die Sarmaten, Daker und Roxolanen kämpft.
Die Legionare votieren 69 n. Chr. für Kaiser Otho und kommen dessen Heer mit einer Vexillation von 2000 Soldaten zu Hilfe. Nach Othos Tod ergreift die 8. Legion Partei für Vespasian, der sie im Frühjahr 70 n. Chr. zur Bekämpfung des Bataveraufstandes an den Rhein abkommandiert. Von den 70er Jahren bis ins 4.Jh. n.Chr. ist Straßburg/Argentorate das Standlager der 8. Legion. Die Legionsziegelei befindet sich in Königshofen. Die 8. Legion nimmt an dem Feldzug in das obere Neckartal 73/74 n. Chr. und an den Chattenkriegen 83/85 und 88/89 n. Chr. im Taunus und der Wetterau teil. Im 2.Jh. n. Chr. geht eine Abteilung der 8. Legion nach Britannien und nach Dalmatien. 196/197 n.Chr. kämpft eine Vexillation gegen Albinus bei Lugdunum/Lyon. Von Straßburg aus werden gelegentlich Centurionen der 8. Legion als Kastellkommandanten in die Kastelle des Limesgebietes abkommandiert. Ziegel der 8. Legion wurden im Limesgebiet - auch in Aalen gefunden.
Lit.: E. Ritterling, RE XII Legio 1642ff.
Zinnfiguren: Soldaten auf dem Marsch
Alle Wegstrecken müssen marschiert werden. Wenn die Truppe von Mesopotamien, Syrien, Kleinasien, Ägypten an den Rhein oder nach Britannien verlegt wurde, waren die Soldaten monatelang unterwegs.
Marschgepäck
Die Soldaten tragen über der linken Schulter an einer Stange (furca) ein Gepäckbündel (sarcina) mit Koch-, Eß- und Trinkgeschirr (vasa) und der eisernen Ration. Gelegentlich müssen zusätzlich auch Schanzpfähle mitgeführt werden.
Marius (geb. 156 v. Chr.) hat die Gesamtlast des Marschgepäcks (sarcina, Waffen und Gerät) auf etwa 30 kg festgelegt. Eine Maßnahme, die dem römischen Legionar den Spitznamen ‚mulus marianus‘ (Maulesel des Marius) einbrachte. In der Kaiserzeit dürfte das Marschgepäck etwa 20 kg schwer gewesen sein. Das schwere Gepäck (Zelte, Lagergeräte, Waffen, Werkzeuge, Vorräte, Offiziersgepäck etc.) wird von Pferden und Mauleseln (iumenta) im Troß (impedimenta) unter der Aufsicht von Troßknechten (calones) befördert. Jeder Zeltgemeinschaft (contubernium, 8 bis 10 Mann) steht ein Tragtier zur Verfügung.
Die durchschnittliche Marschleistung des geschlossenen Verbandes beträgt ungefähr 20 km am Tag.
Lit.: C. Cichorius, Traianssäule Taf. 7, 12 bis 14, Legio I adiutrix trifft anfangs 101 n.Chr. über die Schiffsbrücke bei Drobeta (Turnu Severin, Kr. Mehedinti) über die Donau auf dem dakischen Kriegsschauplatz ein. — E. A. P. Dzur. DieTraianssäule. Die Geschichte des ersten und zweiten dakischen Feldzuges, Kupferstiche aus dem Jahre 1667 von Pietro Santi Bartoli (Voorburg 1941) 18 Bild 4.
Nachbildungen - Fotos der Traianssäule
Zur Darstellung der militärischen Ausrüstung des Heeres der Kaiserzeit sind die im Limesgebiet gefundenen Waffen - Waffenfunde sind selten - nicht ausreichend. Daher mußten wir in den Nachbarprovinzen Anleihen machen und uns in der Ausstellung teilweise mit Nachbildungen (N) begnügen, um der gestellten Aufgabe gerecht zu werden.
Um die archäologische Ausstellung historisch zu verlebendigen, werden Fotos der Traianssäule in Rom gezeigt, deren Reliefs von der Auseinandersetzung der Römer mit den Dakern während der ersten Jahre des 2.Jh. n. Chr. - 101/102 und 105/106 n. Chr. - im heutigen Rumänien berichten — zu einer Zeit also, als unsere Ala II flavia milliaria zum ersten Male in einem rätischen Militärdiplom als zum Exercitus raeticus gehörend genannt wird (107 n. Chr. Vitrine 17).
Mit der heutigen Sozialistischen Republik Rumänien verbindet Baden-Württemberg die Tatsache, daß die Provincia Dacia und das Limesgebiet die beiden einzigen, beinahe zur selben Zeit bestehenden römischen Provinzen nördlich der 2895 km langen römischen Donaugrenze waren.
Traianssäule (columna Traiani)
Kaiser Traian (OG 15) hat im Jahre 113 n. Chr. von dem Architekten Apollodor von Damaskus auf dem Traiansforum in Rom eine 33 m hohe Marmorsäule von 3 m bis 3,60 m Durchmesser errichten lassen, auf deren Schaft ein mehr als 200 m langes Spiralband mit Reliefs Szenen seiner Dakerkriege illustriert. Auf der Säulenbasis sind erbeutete dakische und sarmatische Waffen dargestellt. In der Basis der Säule war die Asche Traians in einer goldenen Urne beigesetzt. Im Innern der Säule führt eine Treppe nach oben in das dorische Kapitell, auf dem eine im Mittelalter verlorengegangene Statue Kaiser Traians aufgestellt war. Papst Sixtus V. ließ im Jahre 1588 auf der Säule ein Standbild des Apostels Petrus aufstellen.
Die beiden Fotos 7,4 und 5 zeigen Szenen aus der letzten auf der Traianssäule dargestellten Schlacht des 1. Dakerkrieges 101/102 n. Chr. (Abb. 44—46).
Lit.: C Cichonus, Die Reliefs der Traianssäule- Textbd 2 und 3 (Textband 1 ist nicht erschienen), Tafelbd. 1 und 2 (Berlin 1896 und 1900). - K. Lehmann— Hartleben, Die Traianssäule (Berlin und Leipzig 1926) - Römer in Rumänien. Ausstelhmg des Römisch-Germanischen Museums Köln und des Historischen Museums Cluj vom 12. Februar bis 18. Mai 1969 (Köln 1969).
Foto: Mit Schwert, Lanze und Schild kämpfende Auxiliarsoldaten im Kettenpanzer (lorica hamata).
In der in vollem Gange befindlichen Schlacht (Szene rechts von 7,5) stürmt ein Auxiliarsoldat im Kettenpanzer und Helm mit gezücktem Schwert und mit einem Kranz verzierten Schild n. r. Ein zweiter, dessen Schild Blumenornamente zeigt, ist offenbar aufs Knie gesunken. Er sticht mit der (zu ergänzenden) Lanze auf einen im Vordergrund auf seinem Schilde liegenden, verwundeten Daker ein, der in der Rechten ein kurzes Messer hält. Darüber kämpft ein Daker in gefranstem Mantel mit weit vorgestrecktem Schilde und zum Stoß erhobener (zu ergänzender) Waffe n. l.
Kettenpanzer (Abb. 45) Der
von den Soldaten über der Tunica getragene Kettenpanzer reicht
ihnen bis zu den Hüften. Er hat einen runden Halsausschnitt und
kurze Ärmel, die - wie der untere Saum - am Rande gezackt sind.
Im 2.Jh. n. Chr. wiegt der Kettenpanzer etwa 7,5 kg. Zur
Herstellung des Kettenpanzers finden 2 Arten von 8 bis 10 mm großen
Eisen- und auch Bronzeringen Verwendung: 1. geschlossene Ringe
(circuli) und 2. geöffnete Ringe (hami), die später
vernietet werden. Zwischen
2 Reihen nebeneinandergelegter Circuli wird eine Reihe Hami gelegt,
so daß jeder Hamus in je einen Circulus der oberen und unteren
Reihe faßt. Sodann werden die flachgeschlagenen Enden des Hamus
zusammengenietet. Zu
Anfang des 1.Jh. n.Chr. hat der Kettenpanzer etwa die Form eines
ärmellosen, bis zu den Oberschenkeln reichenden, an den Seiten
geschlitzten Hemdes. Schulterklappen halten Vorder- und Rückseite
zusammen. Der Panzer wird gegürtet getragen und wiegt etwa 10,5
kg. Die gleiche Länge erreicht der Kettenpanzer wieder im
3.Jhd.n.Chr. (Hierzu Vitrine 6). Lit.:
C. Cichorius, Traianssäule Taf. 52, 187.- H. R. Robinson. The
Armour of Imperial Rome (London 1975) 145 ff. Foto:
Legionare im Schienenpanzer (lorica segmentata) Eine
Abteilung von Legionaren im Schienenpanzer, mit Helm, das (zu
ergänzende) Pilum in der Rechten und den Schild vor den Körper
haltend, stehen als Reserve für die rechts von ihnen von
Auxiliareinheiten mit den Dakern begonnene Schlacht (7,4) bereit.
Ihre Schilde zeigen 2 verschiedene Embleme: einen Kranz (vermutlich
Legio l adiutrix) und einen Blitz mit Pfeil. Offenbar handelt es sich
um Angehörige von 2 verschiedenen Legionen der Heeresgruppe
Kaiser Traians (im Alt-Tal, Alutusarmee), die auf ihrem Vormarsch vom
Rothen-Turmpaß nach Sarmizegetusa (Hauptstadt der Daker)
wahrscheinlich in der Nähe von Piski auf die Streitmacht der
Daker gestoßen sind (Abb. 46). Schienenpanzer
(Abb. 46) Der
Schienenpanzer (lorica segmentata) der Legionare ist von den Hüften
bis kurz unter die Achselhöhlen aus 3 bis 8 (gewöhnlich 5)
horizontalen Blechstreifen gearbeitet, die auf einem Lederkoller
befestigt sind und von oben nach unten übereinandergreifen.
Jeder Streifen besteht aus zwei gleichgroßen Schienen, die
vorne und auf dem Rücken aneinanderstoßen. Sie werden auf
dem Rücken durch ein Riemchen oder Scharnier zusammengehalten
oder sind auf das Leder aufgenietet. Sie
werden auf der Vorderseite durch einen Haken, Doppelhaken oder eine
Schnalle verbunden. Die Schulter schützen 3 bis 6
Achselschienen, die ebenfalls von oben nach unten
übereinandergreifen. Die nicht von den Schienen bedeckten Teile
der Brust und des Rückens werden von dem Lederkoller oder von in
der Mitte aneinanderstoßenden rechteckigen Platten geschützt.
Der Brustschutz kann auch aus Schienen bestehen. Im Kastell Rißtissen
(Alb-Donau-Kreis) wurden Teile eines Schienenpanzers ausgegraben, die
in Vitrine 8 ausgestellt sind. Lit.: C.
Cichorius, Traianssäule Taf. 51, 52, 184 bis 185.— G.
Ulbert, Römische Waffen 1968 Taf. 25 bis 27. — H. R.
Robinson, The Armour 1975. Foto:
Schuppenpanzer (lorica squamata) auf dem Grabstein des Titus Calidius
Severus. Kalkstein.
- Br. 0,79 m. Dm. 0,22 m. - FO: Carnuntum/Deutsch Altenburg. - AO:
Hofmuseum Wien. -1. Hälfte 1.Jh.n.Chr. Der
im Relief dargestellte Schuppenpanzer ist eine mehr schematische
Wiedergabe eines mit Metallschuppen besetzten Lederkollers mit
Fransen am unteren Rande. Die Schulterklappen fehlen (Abb. 47). Formen
des Schuppenpanzers Im
1.Jh. n. Chr. und zu Anfang des 2.Jh. n. Chr. wird der Schuppenpanzer
gegürtet bis zur Mitte der Oberschenkel getragen (8,4). Er hat
einen runden Halsausschnitt, Schulterklappen und kurze Ärmel,
die, wie der untere Rand, von Lederfransen begrenzt werden. Im 2.Jh.
n. Chr. ist der kurze Schuppenpanzer üblich: ein bis zu den
Hiiften reichendes Schuppenhemd mit kurzen Armem, rundem
Halsausschnitt und geradem unteren Abschluß. Im
Verlaufe des 3.Jh. n. Chr. kommen wieder lange, gegürtete
Schuppenhemden auf, die bis in Kniehöhe reichen und Ärmel
bis zum Ellbogen haben. Sie werden von Reitern und Fußsoldaten
getragen. Schuppen
- squama, pluma Die
aus 1,5 bis 1,8 mm starkem Eisen- oder Bronzeblech bestehenden
Schuppen haben die Form eines Rechteckes, das an einer Schmalseite
abgerundet oder zugespitzt ist. Dadurch haben sie Ähnlichkeit
mit Fischschuppen (squama). Bisweilen besitzen die Schuppen auch
einen senkrechten Mittelgrat, nach Art der Vogelfedern (pluma). Aus
diesem Grund wird der Schuppenpanzer lorica squamata oder lorica
plumata genannt. Die
in Carnuntum gefundenen Schuppen sind alle an den Langseiten und an
der Oberseite durchbohrt. Durch die Löcher der Langseiten werden
die Schuppen untereinander durch Kupfer- oder Bronzedraht
zusammengehalten. Durch die Löcher der Oberseite werden sie auf
der Unterlage mit Garn befestigt. Das Panzerfutter besteht meist aus
einem mit grober Leinwand gefertigten und mit Stroh gefüllten
Kissen, seltener aus Leder.
Entsprechend
ihrem Verwendungszweck haben die Schuppen verschiedene Größen.
Wo der Panzer Gelenke bedeckt, sind die Schuppen möglichst klein
gehalten. Am Rücken und auf der Brust hat der Panzer große
Schuppen. In Carnuntum wurden mindestens 30 verschiedene
Schuppenformen gefunden. Der Schuppenpanzer wird umgekehrt wie ein
Rock angezogen und auf dem Rücken mit Schnallen verschlossen. Er
wiegt etwa 13 kg.
Ämterlaufbahn
(cursus honorum) des
Titus Calidius Severus Titus
Calidius Severus beginnt seine Soldatenlaufbahn als Eques (Reiter).
Er wird zum Optio (Unteroffzier), dann zum Decurio (Rittmeister) in
der Cohors I Alpinorum und schließlich zum Centurio (Hauptmann)
in der Legio XV Apollinaris befördert. Der Rang des Decurio
rangiert unter dem des Centurio. Die Reliefdarstellung auf dem
Grabstein bezieht sich auf seinen zuletzt bekleideten Rang als
Centurio: Stock aus Rebenholz (vitis), Helm mit quergestellter Crista
(transversa crista), Beinschienen (ocreae) und Goldring kennzeichnen
den Centurionen. Im unteren Bildfeld ist ein Reitknecht (calo) zu
sehen, der ein aufgezäumtes Pferd am Zügel führt. Lit.:
Bericht des Vereins Carnuntum in Wien für die Jahre 1892—94,
65 Nr. 7.—M.v. Groller, Römische Waffen, in: Der römische
Limes in Osterreich, Heft II (Wien 1901) 84ff.— G. Ulbert,
Römische Waffen 1968 Taf. 24.— H. R.
Robinson, The Armour 1975.
Foto:
Grabstein des Marcus Caelius, Centurio der 18.Legion, im
Muskelpanzer. Kalkstein.
- Br. 1,08 m. - FO: bei Xanten (Vetera 1). -AO: Rheinisches
Landesmuseum Bonn. - Anfang 1.Jh.n.Chr. (Abb. 49). Marcus
Caelius ist in einem Grabtempelchen (aedicula) Iebensgroß bis
zu den Hüften dargestellt. Er trägt über der Tunica
(Hemd) einen Muskelpanzer aus Metall - einen Offizierspanzer mit
Lederfransen (Pteryges) an den Rändern (OG 15. Vitrine 1) und um
den Hals ein eingerolltes Halstuch (focale). Über die Schulter
und den linken Unterarm ist der Soldatenmantel (sagum) geschlungen,
dessen Saum er mit der linken Hand anfaßt. In der Rechten hält
er die Vitis, einen Stock aus Rebenholz, das Rangabzeichen der
Centurionen. Links und rechts neben ihm ist je eine Büste eines
von M. Caelius Freigelassenen dargestellt, die den Namen ihres Herrn
tragen: M. Caelius Privatus und M. Caelius Thiaminus. Die
Inschrift steht auf einer Tabula ansata unter dem Grabtempelchen
M(arco)
CAELIO T(iti) F(ilio) LEM(onia tribu) BON(onia) / [primo] O(rdini)
LEG(ionis) XIIX ANN(orum) LIII S(emissis) / [OC]CIDIT BELLO VARIANO
OSSA / [LIB(ertorum) I] INFERRE LICEBIT P(ublius) CAELIVS T(iti)
F(ilius) / LEM(onia tribu) FRATER FECIT. Ubersetzung Dem
Marcus Caelius, Sohn des Titus, zum Stimmkörper (Tribus) Lemonia
gehörig, geboren in Bononia (Bologna), Centurio ersten Ranges
der 18. Legion. Er war 53 1/2 Jahre alt, als er in der Varusschlacht
fiel. Die Gebeine seiner (beiden) Freigelassenen dürfen
(ebenfalls hier) beigesetzt werden. Der Bruder Publius
Caelius, Sohn des Titus, (ebenfalls) vom Stimmkörper Lemonia,
hat (den Grabbau) errichten lassen. Als
Centurio primi ordinis war M. Caelius entweder einer der Centurionen
der 1. Kohorte oder Kommandant einer der Kohorten 2-10. In der
Varusschlacht 9 n. Chr. haben die Germanen unter Arminius im
Wiehengebirge (OG Karte 2) die 17., 18. und 19. Legion sowie 3 Alen
und 6 Kohorten (etwa 25000 Mann) vernichtet. Seitdem wurden die
Nummern 17, 18 und 19 der bösen Vorbedeutung wegen nie wieder an
eine Legion im römischen Heer vergeben. Marcus
Caelius trägt auf dem Kopfe die Corona civica, einen Kranz aus
Eichenlaub mit Eicheln. Die Corona civica (Bürgerkrone) wurde
für Errettung eines Bürgers aus Lebensgefahr verliehen.
Auszeichnungen sind auch die beiden keltischen Halsringe (torques),
die an einer um den Nacken gelegten Tuchschleife von seinen Schultern
herabhängen sowie zwei Phalerae (Ehrenscheiben aus Bronze) auf
seinen Schultern und 5 Phalerae, die er an einem aus schmalen
Lederriemchen hergestellten gitterförmigen Tragegerüst an
der Brust trägt Auf den Phalerae sind dargestellt: ein
jugendlicher Kopf mit Efeukranz, Medusenhaupt und Löwenköpfe.
Die beiden Armbänder (armillae) an seinen Handgelenken sind
ebenfalls Auszeichnungen. Phalerae, Torques und Armillae werden den
Soldaten und Centurionen verliehen. Höhere Offiziere (Tribunen,
Legaten etc.) erhalten u.a. ein Fähnlein (vexillum) und eine
Lanze (hasta pura) in verschiedenen Stufen als Auszeichnungen. Lit.:
H. v. Petrikovits, Aus Rheinischer Kunst und Kultur. Führer des
Rheinischen Landesmuseums in Bonn Nr. 9 (Düsseldorf 1963) 33 Nr.
1. — Römer am Rhein 1967, 171 A 127.- F. Matz, Die
Lauersforter Phalerae. 92. Winckelmannprogramm der Archäologischen
Gesellschaft zu Berlin (Berlin/Leipzig 1932). - A. Büttner,
Untersuchungen über Ursprung und Entwicklung von Auszeichnungen
im römischen Heer, in: Bonner Jahrb. 157,
1957, 127ff. Foto:
Eintreffen der von Bonn/Bonna kommenden Legio I Minervia auf dem
dakischen Kriegsschauplatz im Herbst 101 n.Chr.
Schiffsbrücke
über die Donau, wahrscheinlich bei Drobeta (= Turnu Severin, Kr.
Mehedinti). Über vier nebeneinander eingefahrene Schiffe mit
schnabelförmig auslaufendem Hinterteil und Kajütenaufbau
führt in der Mitte der erhöhte Brückenweg mit
gitterförmigem Holzgeländer, das nach dem vierten Schiff
jäh abbricht. An dieser Stelle beginnt eine neue Szene (Abb.
48). Legat
- Hornist - Feldzeichenträger- Durch
ein gewölbtes Steintor mit Zinnen marschiert eine römische
Heeresabteilung auf die Schiffsbrücke. Die Fahnen lassen
erkennen, daß es sich um eine ganze Legion handelt. Der Legatus
legionis (Kommandeur) an der Spitze schaut nach links und umfaßt
mit der Linken den Schwertgriff. Rechts neben ihm ein Hornist
(cornicen) mit Löwenfell auf dem Kopfe. Dem Legaten folgen die
Feldzeichenträger (signiferi). Der Adlerträger (aquilifer)
hält mit beiden Händen die Stange, auf deren
kapitellartiger Bekrönung der Adler mit erhobenen Flügeln
und einem Ring um den Hals sitzt. Nach rechts folgt ein Soldat mit
Schild (scutum) und ein Feldzeichenträger, der auf einer Stange
einen Widder (aries) mit gesenktem Kopfe auf einer nach unten sich
verjüngenden Basis trägt. Nach links folgen drei weitere
Feldzeichenträger. Sie sind mit Tierfellen bekleidet und tragen
einen kreisrunden Schild unter dem linken Arm. Zwei der Signa haben
als Bekrönung eine von einem Kranz umgebene geöffnete Hand.
Das mittlere Signum zeigt ein von einem Kranz umgebenes Schildchen.
Unterhalb des Kranzes besitzen alle Signa eine Querstange mit
Bändern, fünf Phalerae und einen Kranz als unteren
Abschluß. Neben und hinter den Feldzeichenträgern
marschieren Legionssoldaten im Schienenpanzer. Ihre Schilde zeigen
das Blitzemblem. Widder
- Wappentier der 1. Legion Die
Signa mit der geöffneten Hand lassen auf eine Legio pia fidelis
(zuverlässige, getreue) schließen. Der Widder wird von der
Legio I Minervia als Wappenbild mitgeführt. Demnach wird hier
das Eintreffen der von Bonn/Bonna kommenden Legio I Minervia pia
fidelis auf dem dakischen Kriegsschauplatz Ende 101 n. Chr. gezeigt. Lit.:
C. Cichorius, Traianssäule Taf. 33 Nr. 121. 122. Zeichnung: Feldzeichen
(signa) In
der Kaiserzeit hat jede Centurie, jeder Manipel und sehr
wahrscheinlich auch jede Kohorte ein Stangenfeldzeichen. Außerdem
werden in der Legion Kaiserbildnisse (imagines) und Tierbilder (z. B.
Widder) auf Stangen mitgeführt (Abb. 34). Hand
als Bekrönung - Phalerae - Adler In
der Frühzeit des Heeres gibt der Führer vor seiner Einheit
mit erhobener Hand Zeichen, die Befehle ausdrücken. Später
wird eine nachgebildete Hand auf einer langen Stange befestigt, die
ein Feldzeichenträger vor der Einheit trägt und durch
Bewegen des Feldzeichens die Befehle des Centurionen optisch an die
Truppe weitergibt. So ist es zu erklären, wenn in der Kaiserzeit
Signa gelegentlich als Bekrönung eine Hand besitzen. Weit
häufiger endigt die Signumstange mit einer Lanzenspitze, um die
Kränze (coronae) geschlungen sein können. Darunter folgt
ein Querstab mit herabhängenden Bändern und Blättern
aus Metallblech. An der Signumstange können befestigt sein:
kreisrunde Scheiben (phalerae, Auszeichnungen, die der ganzen
Abteilung verliehen werden, zu der das Feldzeichen
gehört),Tierbilder, Apotropäa (um Unglück abzuwenden,
z. B. Halbmonde), Quasten, ein Griff zum Tragen des Feldzeichens und
am unteren Ende ein Metallschuh zum Einstecken des Signums in die
Erde (Abb. 37). Der
Feldzeichenträger (signifer) ist häufig mit einem Bärenfell
bekleidet (8,1), um besonders schreckenerregend auf die Feinde zu
wirken (7,8). Das Wahrzeichen der Legion ist seit Marius
(1.Jh.v.Chr.) die Aquila (Adler. 7,8). Der Adlerträger steht
unter der besonderen Obhut des Primipilus- (1. Centurio der 1.
Kohorte).
Fahne
— Posaune Die
Kavallerieeinheit (ala) der Hilfstruppe hat als Feldzeichen ein
Vexillum (Fahne), eine gewöhnlich mit einer Lanzenspitze endende
Stange mit Querholz, an dem ein Tuch mit Fransen hängt.
Beiderseits des Tuches können Bleche herabhängen. Der
Reiterzug (turma) besitzt sehr wahrscheinlich ein Signum mit
Lanzenspitze und Querholz, an dem Blätter aus Blech hängen
(Zinnfigur an der Theke). Die Veteranen sowie Kampf-und Arbeitstrupps
der Legion haben als Gruppenzeichen ebenfalls ein Vexillum. Musikinstrumente Im
Gefecht läßt der Feldherr seine Befehle von dem Bucinator
(bucina, Posaune ist das
Musikinstrument
der Reitereinheit) akustisch an die Truppe durchgeben. Die Hornisten
(cornicen, cornu - Horn. OG 17) und Tubabläser (tubicen, tuba -
Trompete) geben diese Signale an die Feldzeichen und die Soldaten
weiter, die sodann die befohlenen Bewegungen ausführen. Jeder
Manipel besitzt ein Cornu und eine Tuba. Lit.:
A.v. Domaszewski, Die Fahnen im römischen Heer, in: Abhandlungen
des Archäologisch-Epigraphischen Seminars der Universität
Wien, Heft 5 (Wien 1885) 1 ff.
Abb.47 Schuppenpanzer (lorica squamata). Grabstein des T.Calidius Severus. FO: Carnuntum. AO: Hofmuseum Wien.
Abb.48 Eintreffen der von Bonn/Bonna kommenden Legio I Minervia auf dem dakischen Kriegsschauplatz 101 n.Chr. Traianssäule.
Auszeichnungen
Abb.49 Grabstein des Marcus Caelius. Kalkstein. H 1,37 m. FO: Xanten. AO: Mus Bonn. Anfang 1.Jhd.n.Chr.
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