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5. Abwehr eines feindlichen Überfalls



Die Turmbesatzungen melden einen feindlichen Überfall am Limes von Turm zu Turm bis zum nächsten Kastell durch Feuer-, Rauch- oder Hornsignale. Die Besatzungen der Limeskastelle und der Legionslager an Rhein und Donau rücken aus, um die Angreifer wieder zu vertreiben.



Kommando am Limes


Die Legionskommandeure (legati legionum) in Mainz/Mogontiacum, Straßburg/Argentorate und seit 179 n.Chr. in Regensburg/Castra Regina haben den Oberbefehl über die am Limes stationierten Hilfstruppen (auxilia). Die Truppen am Limes sind abschnittsweise dem Praefecten einer Reitereinheit von 500 oder 1000 Reitern (ala quingenaria oder milliaria) unterstellt. Er ist dem Legionskommandeur verantwortlich. Die Besatzungen der Kleinkastelle und Wachttürme werden von den Alen- und Kohortenkastellen abkommandiert.



17 Horn (cornu), Messingblech, Holz. — L. der Griffstange mit Aufsätzen 1,45 m. — Reiterfahne (vexillum).


Das Horn dient der akustischen Befehlsübermittlung. In Pompeji wurden mehrere Cornua gefunden. Sie bestehen aus einer sehr engen, in ausgerolltem Zustande 333 cm langen Röhre. Sie haben ein 16 cm langes Mundstück und einen mit beiden Ansätzen 179,5 cm langen Quergriff. Die Röhre ist vom Mundstück bis zum vorderen Ansatz der Griffstange etwa 12 cm herausgedreht, damit das Mundstück am Munde angesetzt werden kann, während die Querstange auf der Schulter aufliegt. Die pompejanischen Hörner besitzen einen Toninhalt von 11 Tönen.


Lit.: Fr. Behn, Die Musik im römischen Heer, in: Mainzer Zeitschr. 7,1912,36 ff. — M. Klar, Musikinstrumente der Römerzeit in Bonn, in: Bonner Jahrb.171, 1971, 301 ff. — R. Fellmann, Limesmuseum Aalen 31, 1983.



Abb.35 Pila – Wurflanzen nach AuhV 1 (1858) Heft 11 Taf. 5; 3 (1881) Heft 6 Taf.7. – Germania 29, 1951, 199 Abb.2.


18 3 Wurflanzen (pila), Eisen, Holz.


L. 1,63 m; 2,20 m; 2,20 m. - Aus der Zeit der Republik, des 1. und 2.Jh. n. Chr. Rekonstruktionen des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz (Abb. 34 und 35).

Die Pilumspitze ist etwa 4 bis 10 cm lang und meist vierseitig-pyramidal. Sie kann auch dreiseitig-pyramidal oder blattförmig mit und ohne Widerhaken gebildet sein. Auch kommt es vor, daß das Klingenende nur spitz zugeschmiedet ist. Während die Pilumspitze durch Abschrecken im Wasser gehärtet ist, besteht die etwa 40 bis 70 cm lange Klinge aus weichem Eisen. Sie ist im Querschnitt meist rund, seltener viereckig, hat einen Durchmesser von 0,7 cm bis 1 cm und verjüngt sich zur Spitze hin. Gewöhnlich endet die Klinge in einer Zunge, die in den 1,40 m langen Holzschaft eingelassen und durch eine darübergeschobene trapezoide Zwinge aus Eisen mit diesem fest verbunden ist. Der Schaftknauf (Verbindungsstelle von Klinge und Holzschaft) ist wegen der eingelassenen breiten Zunge pyramidal, kegel- oder quaderförmig verdickt. Der untere Teil der Schaftstange ist wesentlich schmäler und rund. Seltener endet die Klinge in einer runden oder viereckigen Tülle, die über den Holzschaft geschoben wird. Der Holzschaft besitzt am Ende einen Eisenschuh (acumen oder cuspis) zum Einstecken in den Boden. Die im RGZM hergestellten Modelle wiegen 0,77 bis 2,06 kg, was etwa dem Gewicht der Originale entspricht.




Pilumsalve


Beim Angriff rücken die Legionare bis auf Wurfnähe an den Feind heran - dann schleudern sie auf Kommando das Pilum und setzen mit der Pilumsalve die ersten Reihen des Gegners außer Gefecht. Das Pilum durchbohrt deren Schilde, wobei die dünne, weich geschmiedete Eisenstange nach unten umbiegt und am Schild des Gegners hängenbleibt. Dieser muß den damit unbrauchbar gewordenen Schild wegwerfen und ist nun im Nahkampf dem Gladius des Legionars schutzlos ausgesetzt. Das Pilum kann auch Panzer und Metallhelme durchbohren.


Lit.: AuhV 1 (Mainz 1858) Heft 11 Taf. 5; 3 (1881) Beilage von Heft 6 Taf. 7. —A. Schulten, RE XX Pilum 1333—1369. — H. v. Petrikovits, eine Pilumspitze von der Groteburg bei Detmold, in: Germania 29, 1951, 198ff.







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