4.5 Basiert die phototrope
Reaktion auf Wachstum oder auf elastischen Vorgängen?
Die phototrope Reaktion basiert auf ähnlichen
Mechanismen wie Wachstum. Die Epidermiszellen auf der dem Licht
abgewandten Seite verlängern sich und das Hypokotyl neigt sich
zur Lichtquelle. Ob es sich hierbei um reversible elastische Vorgänge
oder um Streckung oder um eine Kombination aus beidem handelt, steht
noch nicht fest. Auch eine Verkürzung von Zellen auf der konkaven
Seite wäre denkbar. CARÉ et al. (1998) beschrieben bei
circumnutierenden Bohnenkeimlingen teils reversible und teils irreversible
Längenänderungen von Zellen in der Krümmungszone.
Auf der konkaven Seite der Krümmungszone fanden sie Epidermiszellen
mit transversalen Falten. Sie vermuteten einen geringeren Turgor
als Ursache dafür.
Aufnahmen mit der zweidimensionalen Verfahreinheit
von Arabidopsis thaliana, die periodisch seitlichen Blaulichtpulsen
ausgesetzt wurden, lieferten unterschiedliche Ergebnisse. In manchen
Fällen ging die phototrope Reaktion mit einem deutlichen Längenzuwachs
des Hypokotyls einher, der sich zur normalen wachstumsbedingten
Verlängerung addierte. Die farbigen Linienscharen der Zeitverlaufsbilder
des Wachstums im oberen Hypokotylbereich waren in solchen Fällen
nach den Pulsen nach oben versetzt. Dies bedeutet, dass irreversible
Verlängerungen von Zellen an der Reaktion beteiligt gewesen
sein müssen. In anderen Fällen war ein zusätzlicher
Längenzuwachs als Folge der phototropen Reaktion nicht zu erkennen.
Auch bei sehr langsam oder möglicherweise nicht mehr wachsenden
Hypokotylen waren gelegentlich phototrope Krümmungen zu erkennen,
die zu keiner Verlängerung der Keimlinge führten. Hier
müssen reversible Vorgänge eine Rolle spielen.
Für eine genauere Analyse des Verhältnisses
von Längenzuwachs und durch phototrope Reaktionen oder auch
durch Circumnutationen bedingte Krümmung wird noch geeignete
Software entwickelt. Sie soll die Länge des gekrümmten
Hypokotyls mit der Länge des geraden Hypokotyls vergleichen.
Voraussetzung hierfür ist eine genauere Mustererkennung, um
die natürlichen Markierungspunkte auf dem Hypokotyl besser
lokalisieren zu können (vgl. Abschnitt 4.1.2). Weitere Registrierungen
mit der dreidimensionalen Anlage sind geplant und sollen in Kürze
veröffentlicht werden.
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