Varieties of Collusion. State-Business Relations and Economic Development in the Middle East and North Africa

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Zitierfähiger Link (URI): http://hdl.handle.net/10900/96529
http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-dspace-965298
http://dx.doi.org/10.15496/publikation-37912
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2019-12-17
Sprache: Englisch
Fakultät: 6 Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Fachbereich: Politikwissenschaft
Gutachter: Schlumberger, Oliver (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2019-04-26
DDC-Klassifikation: 300 - Sozialwissenschaften, Soziologie, Anthropologie
320 - Politik
330 - Wirtschaft
Schlagworte: Politische Wissenschaft , Naher Osten , Ägypten , Marokko , Tunesien , Jordanien , Wirtschaft , Staat , Unternehmer , Korruption , Wirtschaftswachstum , Entwicklung , Rent Seeking , Qualitativ vergleichende Analyse , Good Governance , Herrschaftssystem
Freie Schlagwörter: Staat-Unternehmer-Beziehungen
Politics
State-Business Relations
Political Science
Collusion
Corruption
Rent-seeking
State
Egypt
Morocco
Tunisia
Jordan
Middle East
Qualitative Comparative Analysis
QCA
Process-tracing
Economic development
Growth
Good governance
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Die Arbeit untersucht den Zusammenhang von Staat-Unternehmer-Beziehungen und wirtschaftlicher Entwicklung anhand eines theoriegeleiteten Vergleichs von Marokko, Jordanien, Tunesien und Ägypten zwischen 1984 und 2010 sowie einer Fallstudie Ägyptens zwischen 2004 und 2010. Im Zentrum steht die Frage nach den Auswirkungen von „kollusiven“ – von geheimen Absprachen und Korruption geprägten – Beziehungen auf wirtschaftliche Entwicklung. Der Autor unterscheidet dabei zwischen einem engen Verständnis wirtschaftlicher Entwicklung, insbesondere Wirtschaftswachstum, und einem breiteren, das zusätzlich strukturelle Transformation und die Erweiterung von Produktionskapazitäten einbezieht. Aus Sicht der orthodoxen Korruptions- und Rent-Seeking-Literatur, auf der sowohl das „good governance“-Paradigma als auch die neuere Literatur zu „kollaborativen“ Staat-Unternehmer-Beziehungen beruht, sind solche kollusiven Beziehungen eine Hauptursache für geringe wirtschaftliche Entwicklung. Heterodoxe Theorien dagegen betonen, dass kollusive Staat-Unternehmer-Beziehungen sowohl in erfolgreichen als auch in fehlgeschlagenen Fällen wirtschaftlicher Entwicklung zu beobachten sind und die empirische Evidenz nahelegt, dass eine Erklärung der unterschiedlichen Resultate nur mithilfe einer Unterscheidung verschiedener Typen kollusiver Beziehungen gelingen kann. Der Vergleich der vier Länderfälle erfolgt mithilfe der QCA-Methode (Qualitative Comparative Analysis). QCA ist besonders für die Untersuchung konfigurationaler Theorien geeignet, wie sie hier vorliegen, da sie die Berücksichtigung komplexer kausaler Zusammenhänge ermöglicht und notwendige von hinreichenden Bedingungen unterscheiden kann. Aus der theoretischen Literatur werden vier Bedingungen abgeleitet, anhand derer die zentralen konkurrierenden Hypothesen getestet werden: Korruption, staatliche Kohärenz, Organisation/Konzentration des Privatsektors, politische Kapazität. Der QCA-Vergleich zeigt, dass simplistische Annahmen der orthodoxen Korruptionsliteratur nicht gerechtfertigt sind. Die Abwesenheit von Korruption kann weder als notwendige Bedingung für Wirtschaftswachstum noch für breitere wirtschaftliche Entwicklung gesehen werden. Nur in Kombination mit geringer politischer Kapazität ist Korruption eine hinreichende Bedingung für geringe wirtschaftliche Entwicklung. Dagegen ist die Kombination von hoher politischer Kapazität und hoher staatlicher Kohärenz verbunden mit mäßig hohem Wachstum sowie Anzeichen erfolgreichen Strukturwandels – trotz Korruption. Dies trifft insbesondere auf Tunesien 1996-2010 sowie Marokko 2000-2010 zu. Schließlich geht die Kombination von hoher Korruption, geringer staatlicher Kohärenz, hoher Konzentration des Privatsektors und hoher politischer Kapazität mit hohem Wachstum, aber geringem strukturellen Wandel einher. Dies repräsentiert den Fall Ägyptens 2004-2010, der gleichzeitig die höchste durchschnittliche Wachstumsrate sowie den höchsten durchschnittlichen Korruptionswert aller Fälle aufweist und damit das genaue Gegenteil orthodoxer Annahmen darstellt. Eine Fallstudie untersucht mögliche Kausalerklärungen und arbeitet heraus, dass ein politischer Elitenwandel und die Interessen der aufgestiegenen, in kollusiven Beziehungen verbundenen Staats- und Unternehmerakteure sowohl den Wachstumserfolg als auch das Ausbleiben wirtschaftlicher Entwicklung im breiteren Sinn erklären können. Insgesamt wird deutlich, dass politische Kapazität und die Interessen zentraler Akteure die entscheidenden Erklärungsfaktoren für die Auswirkungen von kollusiven Beziehungen darstellen. Diese wiederum hängen wesentlich mit Regime-Charakteristika zusammen, denn die Art des politischen Regimes bestimmt darüber, welche Akteure Zugang zu politischer Macht und Entscheidungsgewalt haben und welche Politiken der Regimelegitimation förderlich sind. Eine an Entwicklungserfolgen orientierte Politik ist möglich, wenn diese mit den politischen Interessen einer korrupten Staat-Unternehmer-Koalition vereinbar ist, auch wenn dies gleichzeitig „bad governance“ im orthodoxen Sinn darstellt.

Abstract:

This thesis examines the link between state-business relations and economic development, drawing on a theory-based comparison of Morocco, Jordan, Tunisia and Egypt between 1984 and 2010 as well as a case study of Egypt between 2004 and 2010. It focuses on the effects of different kinds of collusive relations on economic development, distinguishing between a narrow understanding of economic development – economic growth in particular – and a broader understanding, which also includes structural transformation and the expansion of productive capacities. From the point of view of the orthodox corruption and rent-seeking literature, which underpins the “good governance” paradigm as well as the more recent literature on “collaborative” state-business relations, collusive relations are one of the main reasons for low economic development. In contrast, heterodox theories stress that collusive state-business relations can be observed both in successful as well as failed cases of economic development and contend that the variety of empirically evident economic outcomes can only be explained by differentiating between varieties of collusion. The thesis employs the method of Qualitative Comparative Analysis (QCA) in order to systematically compare four country cases. This method is especially suited to the study of configurational theories such as those on state-business relations as it is able to account for complex causality and distinguish between necessary and sufficient conditions. The author derives four conditions from the theoretical literature in order to test competing hypotheses: corruption, state coherence, business organisation/concentration, political capability. The analysis shows that the simplistic expectations of the orthodox corruption literature cannot be upheld. The absence of corruption can neither be seen as a necessary condition for economic growth nor for broader economic development. Corruption is a sufficient condition for low economic development only in combination with low political capability. However, high political capability in conjunction with high state coherence is associated with moderately high growth as well as signs of successful structural transformation – despite corruption. In particular, this applies to the cases of Tunisia 1996-2010 and Morocco 2000-2010. Finally, the combination of high corruption, low state coherence, high business concentration and high political capacity is associated with high growth but limited structural transformation. This is represented by the case of Egypt 2004-2010, which features the highest average growth rates as well as the highest average corruption of all cases, defying orthodox expectations. An in-depth case study examines possible causal explanations, concluding that a change in political elites and the interests of rising state and business actors colluding for personal gain can explain both successful growth as well as the failure of economic development in a wider sense. On the whole, it emerges that political capability and the interests of key actors are the main explanatory factors shaping the effects of collusive relations. In turn, these factors are dependent on regime characteristics, given that the type of political regime determines which actors have access to political power and which policies are conducive to regime legitimation. A corrupt coalition of state and business elites will promote growth-oriented policies if these are in their political interests, demonstrating that “bad governance” in the orthodox sense can facilitate positive economic outcomes.

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