Zeugnisse der Unterbrechung von Gewalt im Krieg - Grundlegung einer theologischen Ethik des nicht suspendierten Zweifels

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-71063
http://hdl.handle.net/10900/43675
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2012
Sprache: Deutsch
Fakultät: 2 Katholisch-Theologische Fakultät
Fachbereich: Katholische Theologie
Gutachter: Mieth, Dietmar (Prof. Dr.)
Tag der mündl. Prüfung: 2012-10-31
DDC-Klassifikation: 230 - Theologie, Christentum
Schlagworte: Friedensethik , Gewalt , Weltkriege , Menschenwürde , Widerstand
Freie Schlagwörter:
Peace ethics , Violence , World wars , Human dignity , Resistance
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

 
Ausgehend von der modellhaften Analyse der Waffenruhen um Weihnachten 1914 an der Westfront, analysiert diese friedensethische theologische Arbeit „Unterbrechungen von Gewalt“ im Ersten und im Zweiten Weltkrieg. Inspiriert durch den amerikanischen Sozialphilosophen Michael Walzer, entwickelt der Verfasser seine These anhand der Analyse historischer Beispiele aus beiden Weltkriegen. Die biographischen Linien dreier auf deutscher Seite kämpfender Soldaten (Dominik Richert, Heinrich Böll und Heinz Droßel) stehen dabei im Mittelpunkt. Anhand zahlreicher Beispiele wird die Tragfähigkeit des Konzepts der "Unterbrechung von Gewalt" aufgewiesen und unter anderem in Auseinandersetzung mit Konzepten der historischen Widerstandsforschung konturiert. Der Kerngedanke ist, dass sich in diesen Handlungen, die von beginnender Nonkonformität bis hin zum Rettungswiderstand reichen, ein Zweifel an der militärischen Logik, an Feindbildern zeigt, der von der Menschenwürde ausgeht. Impulse, die diesen Zweifel in Gang setzen, entstehen unter anderem aus der Wahrnehmung der gegnerischen Soldaten in ihrer Verletzlichkeit („nackte Soldaten“), aus der eigenen Tötungshemmung, aus entstehenden, die Distanz mindernden Brücken, aus Mitgefühl und aus dem eigenen Gewissen, so dass zum Beispiel ein Soldat aktiv die Tötung eines gegnerischen Soldaten verhindert. Die Studie setzt diese Beobachtungen in Bezug zu Dave Grossmans Analyse der Tötungshemmung und Erkenntnissen aus der sozialpsychologischen Täterforschung. Von dem Gedanken her, diesen Zweifel nicht stillzulegen, nicht zu „suspendieren“, entwickelt Michael Schober einen ethischen Zugang, den er für die Friedensarbeit fruchtbar zu machen sucht. Michael Schober studierte Katholische Theologie, Germanistik und Politikwissenschaft an der Universität Tübingen und wurde mit der vorliegenden Arbeit an der dortigen Katholisch-Theologischen Fakultät promoviert. Nach längerer Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Religionspädagogik/Fachdidaktik am Institut für Katholische Theologie der Universität Hildesheim ist er nun Diözesanbeauftragter für interreligiösen Dialog im Bistum Osnabrück.
 
Die Dissertation von Michael Schober liegt inzwischen auch gedruckt vor: Michael Schober 2019 (2012) Zeugnisse der Unterbrechung von Gewalt im Krieg - Grundlegung einer theologischen Ethik des nicht suspendierten Zweifels, Hildesheim (Universitätsverlag). (ISBN 978-3-96424-021-7) Für die Druckfassung (2019) wurde die Arbeit von 2012 nochmals redigiert, korrigiert und im Fußnotenteil mit kleineren Ergänzungen versehen. Das Literaturverzeichnis wurde auf die zitierte Literatur reduziert und neu unterteilt. In den Fließtext der Arbeit wurde inhaltlich nicht mehr eingegriffen. Die Druckfassung ist zu dem online zugänglich unter: https://doi.org/10.18442/072 bzw. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:gbv:hil2-opus4-9902
 

Abstract:

This paper starts by analyzing ceasefires that occurred on the Western Front on Christmas Day 1914 from ethical and theological perspectives. Inspired by the American social philosopher Michael Walzer, this thesis explores examples of ceasefires and other “interruptions of violence” during both world wars. The analysis is aligned with three biographical lines of soldiers who fought on the German side (Dominik Richert, Heinrich Böll and Heinz Droßel) during World War One and World War Two. The “interruption of violence” is introduced as an ethical concept and operationalized through historical and scientific research. Military tradition, based on conformity, tends to favour the elimination of doubt in the context of war. However, this work maintains that as the seed of doubt emerges, it builds into resistance and to saving human life and not “saving the enemy”. Human dignity and the concept and understanding of “enemy” during war dispel commonly assumed military tactics which aim to dehumanize and thus enable the destruction of the perceived “other”. Impulses that trigger doubt can start with seeing opposing soldiers in their vulnerability (“naked soldiers”) and perpetuate the resistance to killing by building bridges to the “other”. In acknowledging their compassion and following their conscience with regard to the enemy, Michael Schober extracts and disseminates examples of soldiers preventing or stopping the active killing of an opposing soldier in the context of Dave Grossman’s study of resistance to killing. The important interplay between doubt and the interruption of violence allows the author to extricate the ethical underpinnings of war and what eventually leads to peace. Michael Schober received his PhD from the Department of Catholic Theology at the University of Tübingen in conjunction with German Literature and Political Science. Dr. Michael Schober is currently the advisor for interreligious dialogue for the diocese of Osnabrück. Dr. Schober previously worked in the department of Catholic Theology at the University of Hildesheim where he focused on religious education and methodology.

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