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Römisches Parkmuseum bei der Stadthalle
Herr Forstdirektor i. R. Wilhelm Koch hat 1973 den Aufbau eines ‚Römischen Parkmuseums‘ mit Kunststeinnachbildungen römischer Steindenkmäler aus Württemberg angeregt. Sofort stellte Herr Oberbürgermeister i. R. Dr. Karl Schübel, unterstützt von Herrn Stadtkämmerer Ernst Ackermann, Mittel für das Abformen römischer Steindenkmäler zur Verfügung. Noch im gleichen Jahr konnte Herr Günter Weinreuter die 6,50 m hohe Jupitergigantensäule von Walheim (das Original steht heute im Limesmuseum) sowie 15 römische Inschriftensteine, Skulpturen und Reliefs abformen, deren Aufstellungsplan in dem Park bei der Stadthalle wir Herrn Karl Natter verdanken. Das ‚Römische Parkmuseum‘ wurde dem Limesmuseum angegliedert.
Kunststeinnachbildungen römischer Steindenkmäler
In Württemberg
Abb. 140 Plan des Parkmuseums bei der Stadthalle Aalen. |
1. Leugenstein. –
Buntsandstein. –H. 1,80 m. - FO: Friolzheim, Enzkreis. Der Leugenstein stand an der römischen Straße Pforzheim—Cannstatt—Aalen. Er gibt die Entfernung A PORTV (von Pforzheim) mit 5 Leugen an. = 10,10 km. 1 leuga = 2,22 km (Keltisches Enffernungsmaß).
Lit.: Fundber. aus Schwaben 8. 1933—1935, 101 ff.
2. Weihealtar für die Vierwegegöttinnen (deae Quadriviae). –
Stubensandstein. – H. 1,22 m. - FO: Stuttgart-Bad Cannstatt.
Serenius Atticus, Kommandant der Straßenstation Cannstatt/Steig, hat am 29. Dezember 230 n. Chr. den Vierwegegöttinnen den Weihealtar an der Stelle aufstellen lassen, wo die Rhein-
Donau-Straße die römische Neckarstraße Benningen— Cannstatt—Köngen kreuzte.
Lit.: Fundber. aus Schwaben 3, 1926, 84 i.
Abb. 138 (auf dem Plan - Abb. 140 - Markierung 1) | |
Abb. 139 (auf dem Plan - Abb. 140 - Markierung 2) |
Abb. 141 – 154, Steindenkmäler im Plan - Abb. 140 - Markierungen 3 bis 16
3. Jupitergigantensäule. –
Original jetzt im Limesmuseum EG 23. - Stubensandstein – H. etwa 6,50 m. - FO: Walheim, Kr. Ludwigsburg.
Als Basis dient ein Viergötterstein mit Juno, Mercur, Minerva. Darauf folgt als Zwischensockel ein Siebengötterstein mit Victoria und Mars, Juno, Vulcan, Apollo, Jupiter, Fortuna und eine Säule mit Basis und Kopfkapitell. Der Säulenschaft ist mit Schuppen und Weinranken verziert. Im Weinberg sind selige Mysten im Jenseits dargestellt. Eroten machen Jagd auf Vierfüßler und ganze Vogelschwärme, die in den Weinberg eingefallen sind. Auf dem Kapitell, an dem die Köpfe der vier Jahreszeiten (Frühling, Sommer, Herbst, Winter) zu sehen sind, galoppiert Jupiter, der höchste Himmelsgott, der Gewittergott blitzschleudernd über einen am Boden liegenden Giganten hinweg.
Lit.: Fundber. aus Baden-Württemberg 1, 1974, 437 ff.
4. Siebengötterstein.
Schilfsandstein. — H. 0,70 m.- FO: Schwaigern-Stetten, Kr. Heilbronn.
Zwischensockel einer Jupitergigantensäule. Sol mit Strahlenkranz - Sonnengott - Luna mit Mondsichel auf dem Haupte (Mondgöttin) - Venus mit Spiegel (Göttin der Schönheit) - Vesta vor einem Altärchen (Herdgöttin). - Neptun mit Delphin und Dreizack (Gott der Landgewässer) Mercur mit Heroldstab und Geldbeutel (Gott des Handels und Gewerbes) – Maia/Rosmertha mit Heroldstab und Geldbeutel (keltische Segens- und Fruchtbarkeitsgöttin, Göttin des Handels und Gewinns).
Lit.: Haug-Sixt 1914, 511 Nr. 363.
5. Jupiter fährt im Wagen über einen schlangenfüßigen Giganten (Dämon der Unterwelt) hinweg
Lettenkohlensandstein. - H. 1,14 m. - FO: Weißenhof (Löchgau), Kr. Ludwigsburg. Gefunden auf dem Gelände eines römischen Gutshofes (villa rustica). -Bekrönung einer Jupitergigantensäule. Die bäuerliche Bevölkerung verehrte Jupiter als den Herrn über das Wetter, von dem das Wachstum auf den Feldern abhängt. Der Gutsherr ließ aus Dank für eine gute Ernte und volle Fässer eine Jupitergigantensäule auf seinem Gutshof aufstellen.
Lit.: Haug-Sixt 1914, 491 Nr. 343.
6. Mercur. –
Stubensandstein. – H. 1,56 m. - FO: Rottenburg/Sumelocenna, Kr. Tübingen.
Mercur ist Gott des Handels und Verkehrs, des Reichtums und Gewinns. Attribute: Flügelhut, Schlangenstab, Beutel, Bock zu seinen Füßen.
Lit.: Haug-Sixt 1914, 262 Nr. 146.
7. Trauernder Jüngling. –
Stubensandstein. – H. 55 cm. - FO: Stuttgart-Bad Cannstatt Bekrönung eines Grabmals.
Lit.: Haug-Sixt 1914, 397 Nr. 281.
8. Grabstein. –
Kalkstein. – H. noch 1,44 m. - FO: Langenau, Alb-Donau-Kreis.
Flavius Serenus hat seiner Mutter Aelia Novella (70 Jahre), seiner Gattin Victoria, der Tochter des Fortionius (40 Jahre), und seinem Sohn Hermes (19 Jahre) den Grabstein aufstellen lassen.
Lit.: Haug-Sixt 1914, 78 Nr. 27.
9. Viergötterstein, Basis einer Jupitergigantensäule. –
Schilfsandstein. – H. 79 cm. - FO: Maulbronn, Enzkreis.
Juno mit Opferschale — Göttin für Haus, Ehe, Sitte. - Apollo mit Leier - Heil- und Gesundheitsgott Hercules mit Löwenfell und Keule - Gott der Straßen und des Verkehrs. Minerva mit Lanze und Schild - Schutzgöttin Roms.
Lit.: Haug-Sixt 1914, 482 Nr. 337.
10. Diana. –
Stubensandstein. – H. 90 cm. - FO: Weil im Schönbuch, Kr. Böblingen.
Diana mit Pfeil und Bogen - Göttin der Jagd.
Lit.: Haug-Sixt 1914, 344 Nr. 234.
11. Minerva. –
Stubensandstein. – H. noch 93 cm. -FO: Öhringen, Hohenlohekreis.
Minerva mit Chiton, Panzer, Himation und Schild. Sie wird mit Jupiter und Juno als die Schutzgöttin Roms verehrt.
Lit.: Haug-Sixt 1914, 614 Nr. 431.
12. Mithrasaltar. —
Schilfsandstein. — H. 1,37 m. —FO: Fellbach, Rems-Murr-Kreis.
Mithras, Gott des Lichtes und der Wahrheit tötet den Stier. Nach mithrischer Lehre entsteht aus dem getöteten Stier die gesamte Pflanzen- und Tierwelt neu.
Lit.: Haug-Sixt 1914, 426 Nr. 300.
13. Relief: Rückkehr von der Reise –
Schilfsandstein. - H. 60 cm. - FO: Freiberg a. N.-Beihingen, Kr. Ludwigsburg.
Oben: Epona von Pferden umgeben. Unten: Ein mit keltischem Kapuzenmantel Bekleideter kehrt auf einem von drei Pferden gezogenen Wagen von der Reise zurück. Aus Dank für seine glückliche Heimkehr wird ein Schwein an einem Altar geopfert.
Lit.: Haug-Sixt 1914, 451 Nr. 320.
14. Epona. –
Schilfsandstein. H. 43 cm.. - FO: Köngen, Kr.Esslingen
Epona, von Pferden umgeben, hält einen Futterkorb im Schoße. Epona wird als die Schutzherrin der Pferde vornehmlich von den Auxiliarreitern angerufen.
Lit.: Haug-Sixt 1914. 312 Nr. 189.
15. Herecura. –
Stubensandstein. – H. 1,13 m. - FO: Stuttgart-Bad Cannstatt
Herecura hält einen mit Äpfeln gefüllten Korb im Schoße. Herecura ist als Vegetationsgöttin für die Früchte des Feldes zuständig und wird auch als Unterweltsgöttin verehrt.
Lit.: Haug-Sixt 1914, 392 Nr 271
16. Weiherelief für Mercur, Apollo, Minerva. –
Buntsandstein. –H. 2,40 m. - FO: Conweiler, Enzkreis.
Mercur mit FlügeIhut, Schlangenstab und Beutel. Apollo hält in der Rechten das Stäbchen zum Schlagen der Leier. Zwischen beiden: Mann und Frau als Anbetende. - Sockel, Mitte: Minerva mit Schild und Lanze. Links: Opferpriester packt den Opferstier am Horn, davor Opferkessel und von einer Schlange umwundene Krüge. Rechts: Bock und Schwein als weitere Opfertiere. Schwein (sus), Schaf (ovis) und Stier (taurus) sind vor allem dem Mars zukommende Opfertiere. Auch der einzelne Landwirt hat durch das Suovetaurilia sein Grundstück geweiht.
Lit.: Haug-Sixt 1914, 195 Nr. 112. - Ph Filtzinger, Die Römer in Baden-Württemberg2 (Stuttgart 1976) 209 ff.
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