Transnationale Städtenetzwerke als Instrument interkommunaler Kooperation im Zeitalter globaler Vernetzung : Das europäisch-lateinamerikanische Städtenetzwerk URB-AL

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Zitierfähiger Link (URI): http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:21-opus-25965
http://hdl.handle.net/10900/48986
Dokumentart: Dissertation
Erscheinungsdatum: 2006
Sprache: Deutsch
Fakultät: 7 Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Fachbereich: Geographie, Geoökologie, Geowissenschaft
Gutachter: Kohlhepp, Gerd
Tag der mündl. Prüfung: 2006-12-05
DDC-Klassifikation: 550 - Geowissenschaften
Schlagworte: Entwicklungskooperation , Integration <Internationale Politik> , Lateinamerika , Global Governance , Kommunalpolitik
Freie Schlagwörter: Transnationale Städtenetzwerke , Kommunale Entwicklungszusammenarbeit , Regionale Integration , Europäisch-lateinamerikanisch Beziehungen
Transnational city networks , development cooperation , regional integration , European Latin American relations , Global Governance , Glocalisation
Lizenz: http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=de http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/doku/lic_mit_pod.php?la=en
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Inhaltszusammenfassung:

Netzwerke spielen eine immer wichtigere Rolle als räumliche Struktur wirtschaftlicher Entwicklungsprozesse und auch als Form der Steuerung und Organisation politischer, unternehmerischer und sozialer Verflechtungen. Der Bedeutungszuwachs transnationaler Netzwerkstrukturen wurde erst durch die technologische Revolution im Bereich der Kommunikation und des Transportwesens ermöglicht. Im Hinblick auf die räumlichen Wirtschaftsstrukturen wurde er aber auch gefördert durch die Neudefinierung grundlegender raumordnerischer Ziele, die unter neoliberalem Vorzeichen in der Mehrzahl der Staaten keine räumlich ausgleichende Entwicklung mehr priorisieren, sondern die Steigerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit spezialisierter Cluster um deren Positionierung in den globalen Wirtschaftsnetzwerken zu sichern. Angesichts immer stärker auf die globale Ebene verlagerter politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Verflechtungen verlieren die Nationalstaaten zunehmend die Steuerungsfähigkeit über Abläufe in ihrem eigenen Territorium. Parallel zu diesem Denationalisierungsprozess vergrößert sich die Stärke und Reichweite des Einflusses der subnationalen Ebene. Stadtverwaltungen organisieren sich zunehmend in transnationalen bis hin zu globalen Städtenetzwerken, internationalisieren ihre Kooperationsbeziehungen und üben auch einen verstärkten Einfluss auf internationale politische Prozesse aus. Das Instrument der "transnationalen Städtenetzwerkkooperation" wird seit den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts immer stärker auch von verschiedenen internationalen und supranationalen Organisationen wie der Europäischen Union zur Förderung einer nachhaltigen urbanen Entwicklung eingesetzt. Seit 1996 fördert die EU durch das URB-AL-Programm den Aufbau von Städtenetzwerken, die bereits über 1.200 verschiedene Kommunalverwaltungen aus Europa und Lateinamerika vernetzen. Es hat zum Ziel, die Zusammenarbeit und den Er-fahrungsaustausch zwischen den beiden Regionen zu fördern. Im Rahmen der 13 thematischen Netzwerke, von denen jedes ca. 150 bis 300 Städte umfasst, wurden bereits 177 Projekte mit rund 1.600 beteiligten Partnern genehmigt, die sich den unterschiedlichsten urbanen Fragestellungen im Hinblick auf eine nachhaltige Stadtentwicklung widmen. Um das URB-AL-Programm als Instrument zur Förderung der Netzwerkkooperation systematisch untersuchen zu können, wurde das "Mehrebenenmodell zur Analyse transnationaler Städtenetzwerkkooperation" entwickelt, das die unterschiedlichen Interaktionsebenen der Austauschprozesse wiedergibt (Gesamtprogramm, thematische Netzwerke, Projekte, Mitgliedsstädte und lokale zivilgesellschaftliche Partner). Zwischen diesen werden wechselseitige Informationsflüsse gefördert, die den beteiligten Stadtverwaltungen Werkzeuge zur Verfügung stellen sollen, um ihre lokalen Entwicklungsbedingungen zu verbessern. Auf der Basis dieses Modells wurden am Beispiel des URB-AL-Netzwerks Nr. 8 "Steuerung der urbanen Mobilität" umfangreiche empirische Untersuchungen durchgeführt, die der Überprüfung der zwei zentralen Hypothesen der Arbeit dienen. Diese postulieren erstens, dass die transnationale Städtenetzwerkkooperation ein effizientes Instrument zur breitenwirksamen Förderung nachhaltiger Entwicklungsprozesse im urbanen Raum ist und zweitens, dass erst eine kohärente Programmierung der Funktionslogik des Programms das Potenzial der Netzwerke für eine räumlich ausgleichende Entwicklungsförderung mobilisieren kann. Die konkreten lokalräumlichen Auswirkungen der transnationalen Städtenetzwerkkooperation werden schließlich anhand einer Fallstudie analysiert, die im südbrasilianischen Criciúma durchgeführt wurde. Dabei werden die Faktoren untersucht, die die Absorption und kommunalpolitische Umsetzung von Informationen und Impulsen aus dem Netzwerk fördern (politischer Wille, persönliches Engagement, qualifizierte Mitarbeiter, effiziente Institutionen, organisationsinterne sowie externe Kommunikations- und Kooperationsbereitschaft etc.), bzw. die sie behindern (mangelnde Rechtsstaatlichkeit und politische Wechsel, personelle Diskontinuität, mangelnde finanzielle Ressourcen und zu seltene Möglichkeiten für persönliche Netzwerkkontakte etc.). Auf der Basis dieser empirischen Forschungsergebnisse werden abschließend die Hypothesen überprüft und die zentralen Aussagen in den Entwurf eines modellhaften Entwicklungsinstruments der transnationalen Städtenetzwerkkooperation eingebracht. Über die Formulierung konkreter Verbesserungsvorschläge für das URB-AL-Programm hinaus werden in einem Ausblick die Potenziale transnationaler Städtenetzwerke unter dem Blickwinkel der Dauerhaf-tigkeit, eines möglichen Beitrags zu Regionalisierung und Global Governance sowie zur Stärkung der Verbindungen zwischen unterschiedlichen Kulturräumen durch eine das gegenseitige Verständnis fördernde Zusammenarbeit auf der kommunalen Ebene diskutiert.

Abstract:

Networks play an ever-increasing role, not only as a form of steering and organising political, entrepreneurial and social relationships, but also as a main structuring force of spatial processes of economic development. The augmentation of the importance of transnational network structures has only become possible due to the technological revolution in the fields of com-munication and transportation. Regarding spatial economic structures, the appearance of networks has also been fostered by redefining the basic objective of territorial planning which, under the neoliberal paradigm, in the majority of countries does not pursue the goal of a balanced spatial development any more but the raising of international competitiveness of spe-cialised clusters, aiming at securing their positions in the global networks of a liberalised economy. In view of the fact that patterns of political, economic and social interconnectedness shift ever more towards the global level, the nation states increasingly lose control on processes occurring within their own territory. Parallel to this process of denationalisation the strength and reach of the influence of subnational governments is growing. Local administrations increasingly engage in transnational and global city networks, internationalising their relations and exerting an augmented influence on international political decisions. Since the 1990’s, the instrument of "transnational city-network cooperation" has been increasingly used by different international and supranational organisations, such as the European Union to promote sustainable development in the urban sphere. Since 1996 the EU has been supporting the creation of several city networks in the framework of the URB-AL programme which connect over 1.200 different municipalities from Europe and Latin America. The pro-gramme aims at fostering the exchange of experience between both regions. Within the scope of the 13 thematic networks integrating 150 to 300 cities each, 177 projects with some 1.600 partners and dealing with a great variety of urban issues regarding sustainable urban development have been approved so far. For the purpose of systematically scrutinising the URB-AL programme as an instrument for promoting network cooperation, a "multi-level model for the analysis of transnational city network cooperation" has been developed, which differentiates between the different levels where the exchange processes occur (overall programme, thematic networks, projects, member cities and local partners from civil society). Between those levels information flows are mobilised to allow the participating local authorities to use new tools for improving their institutional capacity and the general frame conditions for local development. Based on this model, extensive empirical research has been conducted within the framework of URB-AL network no. 8 "Control of Urban Mobility", examining the two main hypotheses. They postulate, firstly, that transnational city networks are an efficient instrument for promoting sustain-able development in urban centres and, secondly, that only a coherent "programming" of the functional logic of the programme will allow to mobilise the potential of city networks to foster a balanced spatial development. The performance and concrete impacts of transnational city network cooperation "on the ground" were subject to detailed analysis in a case study carried out in the city of Criciúma, southern Brazil. Here, the focus of research is concentrated on the factors which foster the process of absorbing and locally implementing information and impulses from the network within the field of urban policy i.e. political leadership, personal commitment, qualified personnel, efficient institutions, commitment to disseminate information and cooperate internally as well as beyond the participating local authority, etc. and on those which hamper it: deficits of the constitutional state and government change, discontinuity of personnel, scarcity of fi-nancial resources and rare opportunities to maintain personal network contacts, etc. Based on these empirical results, the hypotheses have been evaluated and the main findings were included in a draft theory as well as a model concept of the development instrument of transnational city network cooperation. Moreover, the research results were used for elaborating concrete proposals for improving the URB-AL programme. Finalising, the potentials of transnational city networks have been discussed from the point of view of their durability, possible contributions to processes of regional integration and global governance, as well as their potential for strengthening the interconnectedness between different cultural areas worldwide by fostering cooperation on the municipal level.

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