Inhaltszusammenfassung:
Schellings "Die Weltalter" (seit 1811) ist sein unvollendetes philosophisches Hauptwerk. Meine Arbeit versucht, vor allem anhand der vier relativ vollständigen Fassungen von "Die Weltalter" (Urfassung 1811, Druck 1813, Niederlassung81 1814, Bruchstück 1815) und Schellings späterer Vorlesungen (in Erlangen, München und Berlin) das genuine System der Weltalterphilosophie zu rekonstruieren, sowohl in Hinsicht auf dessen allgemeine Idee als auch auf dessen vier verschiedene Darstellungen. Es ist nun die Problematik "Zeit" bzw. "Ewigkeit", die die ganze Weltalterphilosophie durchgezogen und deren systematische Struktur bestimmt hat. Doch die wahre Einsicht in die Zeit gewinnt man ausschließlich nur dadurch, daß man sie aus einer bestimmten systematischen Grundlage betrachtet. So also können wir durch die Rekonstruktion des Weltalter-Systems folgerichtig Schellings eigentliche, nicht von den modernen Weltanschauungen verfälschte, Lehre von der Zeit darlegen. Das Absolute, das erste Prinzip der Weltalterphilosophie überhaupt, liegt eigentlich jenseits des Gegenpaars "Zeit-Ewigkeit". Erst das zweite Prinzip, dessen Herkunft Schelling nur volens et nolens mit der Hilfe der Emanationslehre erklärt ("Sich-selbst-Zeugung", "ewiger Anfang" usw.), ergibt das Prinzip der Zeit und macht den Unterschied der Sphären "Zeit" und "Ewigkeit" aus. In den vier Fassungen hat Schelling auf verschiedene wunderbare Weise versucht, zu zeigen, wie die Sphäre der Zeit - die Natur - sich nach einem dialektischen Gesetz bis zu ihrer höchsten und vollkommensten Stufe entwickelt. Doch es ist nur noch "ewige Zeit", deren Momente oder Stufen nur in Gedanken oder Begriffen gebildet und nicht real getrennt sind. Diese unendliche Bildung und Aufhebung der Momente in der ewigen Zeit wird von Schelling in allen Fassungen gemeinhin "Rotation" oder "Rad der Natur" genannt. Demnach hat Schelling wieder auf verschiedene Weise versucht, wie diese qualvolle Situation mit der Hilfe des ersten Prinzips, des Absoluten, erlöst werden kann. Das Ziel bzw. Ergebnis ist die Scheidung, d.h. die reale, wirkliche Trennung einerseits der verschiedenen Momente in der Zeit und andererseits der Sphäre der Zeit und der der Ewigkeit. Es beginnt die wirkliche Zeit (die "Gegenwart"), während ihre Grundlage (die "Vergangenheit") und ihr Ziel (die "Zukunft") zugleich außerhalb ihrer gesetzt sind. Es sind die drei Weltalter (Äonen), in denen das Absolute sich selbst verwirklicht. Mit diesem System der Weltalter bekommt Schelling auch die berühmte "Genealogie der Zeit" auf der Hand. Im letzten Kapitel der vorliegenden Arbeit haben wir Schellings gesamte Lehre von der Zeit, seine frühere Philosophie und Spätphilosophie einbeziehend, in concreto dargelegt und diskutiert.
Abstract:
Schelling's "Die Weltalter" (since 1811) is his uncompleted philosophic masterwork. My research - primarily in the light of the four relatively complete versions of "Die Weltalter" and Schellings later lectures (in Erlangen, Munich and Berlin) - tries to reconstruct the genuine system of the Weltalter-Philosophy with regard to its general idea as well as to its four different representations. Now it is the question of "time" and "eternity" that has carried out the whole Weltalter-Philosophy and determined its systermatic structure. However, one gains a true insight into "time" only by considering it from a certain systematic foundation. Hence through the reconstruction of the Weltalter-System we can coherently interpret Schellings original doctrine of the time which is not falsified by the modern Weltanschauungen [world-views]. The Absolute, the first principle of the Weltalter-Philosophy at all, lies actually beyond the counterpoint of "time - eternity". There is neither principle of the time nor distinction of the spheres of "time" and "eternity" until the second principle, whose origin Schelling only volens et nolens by means of the doctrine of the emanation ("self-generating", "eternal beginning" etc.) explains. In these four versions Schelling has in marvelous different ways tried to show how the sphere of the time, i.e. the nature, develops to its highest and ideal level according to a dialectical law. Nevertheless it is still just the "eternal time", whose moments or stages are only shaped in the mind or concepts, but not separated in reality. This permanent creation and nullification of the moments in eternal time is generally called by Schelling in all these versions "rotation" or "wheel of the nature". Accordingly he has made an attempt in different ways again, how this tormenting situation can be resolved by means of the first principle - of the Absolute. The aim and the outcome is the separation, namely the real, actual division of the different moments in the time on one side and the sphere of the time and that of the eternity on the other side. The real time (the present) begins while its foundation (the past) and its destination (the future) are settled outside it at the same time. It is in the three Weltalter (eons) that the Absolute fulfills itself. With this system of the Weltalter Schelling also achieves the eminent "genealogy of the time". In the last chapter of this research we have interpreted and discussed Schelling's whole doctrine of the time in concreto including his earlier and later philosophy.